Benchmark-Studie: Der Handel - Risikomanagement und Versicherungen für operationelle Risiken

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Brand, Einbruch, Diebstahl und die Betriebsunterbrechung infolge eines Sachschadens; dies sind die bestversicherten Risiken im Handel. Jedoch sind nur 10 % der österreichischen Handelsunternehmen gegen Cyber Crime versichert, trotz NSA-Affäre und Heartbleed-Fall. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer von der GrECo International AG in Zusammenarbeit mit dem Handelsverband durchgeführten Benchmark-Studie. 23 österreichische Handelsunternehmen wurden zum Thema Risiko- und Versicherungsmanagement befragt. Insgesamt ist festzustellen, dass die befragten Unternehmen zwar über ein relativ hohes Risikobewusstsein verfügen, dass dieses jedoch noch selten in strategischem IT-gestützten Risikomanagement mündet.

Die zentralen Ergebnisse im Überblick

  • Brand, Einbruch, Diebstahl und die Betriebsunterbrechung infolge eines Sachschadens - das sind die bestversicherten Risiken im Handel.
  • 35 % der befragten Handelsunternehmen wurden bereits Opfer von Angriffen durch Schadsoftware. Nur knapp 10 % kaufen derzeit eine Absicherungslösung in Form von Versicherungen für Cyber- & Data-Risiken ein.
  • Optimierungsbedarf: Nur 20 % setzen IT-Tools im Risikomanagement ein und nur 40 % treffen Maßnahmen zur Steigerung des Risikobewusstseins.

Herausforderung: Wachsende Komplexität im Handel fordert das Risikomanagement
Im klassischen Sinne ist es die Funktion des Handels, den Konsumenten Waren in der richtigen Quantität und Qualität am richtigen Ort und zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen. Allerdings unterliegt der Handel derzeit einem tiefgreifenden Wandel: Loyale Verbraucher werden zu multioptionalen Kunden, Markenloyalität nimmt ab, Trend- und Produktlebenszyklen werden kürzer. Darauf hat der Handel mit vielschichtigen Strategien reagiert, etwa mit Internationalisierung, Eigenmarken, Vertikalisierung oder Multichanneling. Durch diese erhöhte Komplexität - und auch durch regulatorische Entwicklungen - wächst die Risikolandkarte der Handelsunternehmen, und das Risikomanagement wird zunehmend zum entscheidenden Erfolgsfaktor. "Zielgruppenaffinität der Sortimente, die Fluktuation der Mitarbeiter, die Einhaltung der Produktions- und Logistik-Prozesse, die Zielgenauigkeit einer Marketing-Kampagne, kalte oder warme Winter - so viele Faktoren tragen zum Erfolg eines Handelsunternehmens bei. Die Risiken in allen Teilbereichen zu kennen, heißt vorausschauend zu agieren", erklärt Patricia Mussi, Geschäftsführerin des Handelsverbands.

Status Quo: Risikobewusstsein und "Reife" im österreichischen Handel
Um die Wichtigkeit des Risikomanagements weiß der österreichische Handel: 87 % der der Befragten berichten an die erste Führungsebene, also an Geschäftsführer und Vorstände, und rund 30 % binden zusätzlich die Aufsichtsgremien in ihr Reporting ein. Das Thema ist Chefsache. Ein weiterer Hinweis auf den relativ hohen "Reifegrad" österreichischer Handelsunternehmen in Sachen Risikomanagement: Unterschiedlichste Risikoarten - Finanzrisiken, Marktrisiken, operationelle und strategische Risiken - werden in mehr als 80 % der Unternehmen analysiert und passende Absicherungslösungen strukturiert eingekauft (65 %). Der Wichtigkeit eines professionellen Schadensmanagement wird organisatorisch Rechnung getragen.

Unterschätzt: Cyber Crime als Risikofaktor
Fragt man nach den Risikopotenzialen, also nach jenen Risiken, die der Handel als Bedrohung wahrnimmt, so zeigt sich - wenig überraschend - dass Brand, Einbruch/Diebstahl und der damit einhergehende Betriebsausfall die Top 3 Risikopotenziale sind und von nahezu allen befragten Unternehmen abgesichert werden (Brand: 96 %, Einbruch/Diebstahl: 70 %, Betriebsausfall: 70 %). Erstaunlich jedoch: Obwohl bereits 35 % der befragten Unternehmen Opfer von Angriffen durch Schadsoftware geworden sind und 40 % das Thema Cyber Kriminalität als bedrohlich empfinden, nur 10 % derzeit eine Absicherungslösung in Form von Versicherungen einkaufen. Der internationale Vergleich zeigt: Während IT-bezogene Risiken auf der Reihung der Top-Risikopotenziale international den dritten Platz belegen (Lloyds Risk Index 2013), rangiert Cyber Crime unter den befragten österreichischen Unternehmen nur auf Rang 8. Eine weitere Sensibilisierung ist hier jedoch zu erwarten - besonders vor dem Hintergrund zunehmender Aktivitäten im E-Commerce und regulatorischer Änderungen wie der EU-Datenschutzrichtlinie.

Keine Angst vor Katastrophen, Vertrauen in die eigenen Leute
Überraschend ist auch, dass nur 60 % der befragten Unternehmen Katastrophenrisiken absichern. Es ist zu vermuten, dass derzeit nicht von solchen Bedrohungen ausgegangen wird bzw. darauf vertraut wird, dass durch Streuung über verschiedene Standorte oder Vertriebskanäle die Unternehmensexistenz nicht gefährdet ist. Vertraut wird auch auf die eigenen Leute: Nur 22 % sehen eine Bedrohung in "White Collar"-Kriminalität ihrer Mitarbeiter, also Unterschlagung, Betrug etc., und nur 8 % fürchten Fehlhandlungen oder Sorgfaltspflichtverletzungen durch Manager. Dies hängt wohl auch mit der Zunahme an Compliance-Programmen zur Kriminalitätsprävention zusammen.

Risiken zu analysieren heißt Chancen zu identifizieren 
"Risiken können auch Chancen bedeuten: Ist ein Risiko erst einmal identifiziert, etwa dass bei einem Versandhändler die Retourenquote sprunghaft ansteigen könnte, so erwachsen aus den Maßnahmen der Risikominimierung auch Chancen und letztendlich Wettbewerbsvorteile, etwa die Implementierung einer möglichst straffen Retourenabwicklung, optimierte Produktbeschreibungen im Webshop usw.", erklärt Dr. Oliver Zenz, Vorstand der GrECo International AG. Helga Koller, Mitglied der Geschäftsleitung bei GrECo, ergänzt: "Risiken von vornherein zu vermeiden ist natürlich kostengünstiger als Bürokratie und Selbstbehalt im Versicherungsfall." So werden zahlreiche Chancen der Risikominimierung von den befragten Unternehmen nicht wahrgenommen: 60 % verzichten zum Beispiel völlig auf Maßnahmen zur Steigerung des Risikobewusstseins unter den Mitarbeitern, also Arbeitsanweisungen, Warnungen, Schulungen.

Die Studie wird von Handelsverband und GrECo kostenlos zur Verfügung gestellt: Download