Bundeskanzler Kurz und 600 Gäste beim 29. Handelskolloquium und 1. Empfang des österreichischen Handels. Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich für Handelsverband-Präsident Dr. Stephan Mayer-Heinisch.
240 führende Branchenvertreter – und damit mehr BesucherInnen als je zuvor – diskutierten am 9. April beim traditionsreichen Handelskolloquium über den Status Quo und die Zukunft des Handels in Zeiten der Plattformökonomie. Im Mittelpunkt der bereits 29. Ausgabe des jährlichen Retail-Kongresses standen digitale Marktplätze, internationale Handelsplattformen, Omnichannel-Lösungen sowie physische Standorte und Shoppingcenter-Aggregationen. Auch die brandneue Service-Palette KMU RETAIL des Handelsverbandes in exklusiver Kooperation mit dem Händlerbund wurde vorgestellt. 80.000 Händler in Deutschland nutzen die modularen Dienste bereits, um den digitalen Handel zu meistern.
Die internationale Riege hochkarätiger Speaker wurde angeführt von Bundeskanzler Sebastian Kurz, REWE International Vorstand Marcel Haraszti, C&A Miteigentümer Ferdinand Brenninkmeijer, eCommerce-Rockstar Michael Atug sowie Stefan Krawczyk von eBay. Startup-Guru Daniel Cronin moderierte die Veranstaltung im historischen Ambiente des Apothekertraktes von Schloss Schönbrunn.
Mehr als 400 Besucher beim "Empfang des österreichischen Handels"
Tagsüber standen Keynotes, Studienpräsentationen, Podiumsdiskussionen und eine Startup-Session auf dem Programm. Der abendliche, von Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will moderierte "Empfang des österreichischen Handels" war insbesondere dem 65. Geburtstag von Stephan Mayer-Heinisch gewidmet.
Der langjährige Präsident des Handelsverbandes und Obmann des Austrian Council of Shopping Centers (ACSC) durfte sich nicht nur über mehr als 400 Gäste sowie zahlreiche Lobreden freuen, sondern auch über eine ganz besondere Auszeichnung: Sektionschef Florian Frauscher vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort überreiche Mayer-Heinisch im Auftrag von Bundespräsident Alexander van der Bellen das große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Unter den zahlreichen Besuchern waren hochrangige Politiker aller Fraktionen, die gewichtigsten CEOs des Handels sowie Entscheider aus allen Bereichen der Wirtschaft und Wissenschaft. Die großzügigen Kooperationspartner aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ermöglichten neben fachlichen Gesprächen auch kulinarisch einen vielseitigen Empfang bis in die Nacht hinein. Damit erfüllte die Gala auch ihre Funktion als "Marktplatz" und Netzwerkplattform entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungskette sowie für alle Innnovations-Partner des gesamten österreichischen Handels.
Sprecher
Programm
Nachbericht
PEOPLE MAKE THE DIFFERENCE
"Retail verändert sich disruptiv, und damit auch der Standort Österreich", so leitete Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des österreichischen Handelsverbands, die 29. Ausgabe des Handelskolloquiums ein, das mit mehr als 240 Besuchern an den Erfolg der letzten Jahre anknüpfte. "Vernetzen Sie sich, lernen Sie von den Besten und haben Sie keine Angst vor der Zukunft", appellierte Mayer-Heinisch an die Teilnehmer. Trotz aller technologischen Innovationen im Zeitalter der Digitalisierung erinnerte der Präsident an die Bedeutung des Faktors Mensch: "People make the difference!"
WE CAN HANDEL IT
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will zählte in seiner Eröffnungsrede die jüngsten Erfolge des Verbandes auf - vom neuen Lehrberuf "eCommerce-Kaufmann/-frau", den der Handelsverband initiiert hatte, über die erste Branchenselbstverpflichtung des Lebensmittelhandels für eine noch bessere Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, bis hin zur aktuellen FairCommerce-Initiative für mehr Fairness im internationalen Online-Handel. "82% der Österreicher befürworten laut einer aktuellen Mindtake-Befragung die Handelsverband-Beschwerde gegen Amazon", bestätigte Will, bevor er Bundeskanzler Sebastian Kurz auf die Bühne bat.
WENIGER BÜROKRATIE, MEHR INNOVATION
Sebastian Kurz bedankte sich in seiner Eröffnungsrede beim heimischen Handel für die volkswirtschaftliche Bedeutung und die Beschäftigung von 600.000 MitarbeiterInnen. Der Bundeskanzler versprach den anwesenden Händlern eine Bürokratiereform und den Abbau von Golden Plating. Gleichzeitig appellierte er an die Unternehmen, sich bei Problemen auch direkt an die Politik zu wenden. "Ich verspreche Ihnen eine ordentliche Budget- und Haushaltspolitik. Wer werden aber auch weiterhin massiv in Forschung und Entwicklung investieren. So ist Österreich das erstes EU-Land, wo 5G flächendeckend ausgerollt wird", versprach Kurz.
AMAZON - EINE GESCHICHTE UM GELD, HASS UND LIEBE
"Wir leben in Zeiten, in denen sich viele Leute nicht mehr trauen das zu sagen, was sie wollen" eröffnete eCommerce Rockstar Michael Atug seine Keynote. Der deutsche Experte für Online-Handel nahm sich hingegen kein Blatt vor den Mund und fokussierte auf die kritischen Aspekte von Amazon: "Die Bestseller fallen für kleinere Marktplatz-Händler weg, weil Amazon sie zunehmend selbst verkauft. Auch wenn du als Händler drei Jahre lang auf dem Amazon Marketplace erfolgreich bist, irgendwann ist es vorbei." Hinzu kommt: "Amazon ist mittlerweile zur Suchmaschine geworden und hat Google bei der Produktsuche längst abgelöst."
DIE RETAIL-FLÄCHE VON HEUTE UND MORGEN
Martin Ofner und Tasos Vezyridis von CBRE gaben in ihrer gemeinsamen Studienpräsentation einen spannenden Einblick in die nahe Zukunft des Handels: Kleidung von Passanten per Smartphone scannen und dann direkt online bestellen - kein Problem! Sneakers individuell per 3D-Druck anfertigen lassen - schon heute Realität. Was die Entwicklung der stationären Handelsflächen betrifft, zeigen sich die beiden Experten vorsichtig optimistisch: "Die Verkaufsflächen steigen in Zentral- und Osteuropa und stagnieren in Österreich auf hohem Niveau, die Online-Umsätze wachsen hingegen dynamisch, im Lebensmittelhandel sogar um +118% in den nächsten fünf Jahren." Im Möbelhandel hingegen sei in Zukunft verstärkt mit kleineren bzw. Innenstadt-Flächen und Showrooms zu rechnen.
TRACK & TRACE IN ZEITEN DER BLOCKCHAIN
Evgeny Gokhberg, Commercial Strategy Executive und Head of EMEA beim Tech-Startup Everledger, sprach in seinem Vortrag über transparente Warenrückverfolgbarkeit auf Blockchain-Basis. Die geniale Idee von Everledger: "Konsumenten können direkt im Geschäft per Smartphone-App prüfen, wo ein Produkt – etwa Schmuck, Handtaschen oder Kleidung – produziert wurde und wie die Supply Chain tatsächlich aussieht. Absolut fälschungssicher!"
DAS ENDE DES ONLINE SHOPPINGS
Wijnand Jongen, Gründer von thuiswinkel.org und Co-Autor des Bestsellers "Das Ende des Online Shoppings", erklärte in seiner spannenden Keynote über den Online-Konsumenten und die Auflösung der Grenzen zwischen Offline- und Online-Handel. "Retailer müssen heute nahtlos in das Leben der Konsumenten eingebunden sein, um erfolgreich zu sein. Amazon zeigt vor, wohin die Reise geht", ist der niederländische Branchenkenner überzeugt.
FRUIT LOGISTICA TREND REPORT
Nordal Cavadini, Partner von Oliver Wyman,
Regionalität und Saisonalität stärken, die Kollaboration zwischen Herstellern und Händlern intensivieren und nachhaltige Verpackungen schaffen - das waren drei der wichtigsten Ratschläge von Nordal Cavadini, Partner bei Oliver Wyman, an die anwesende Händlerschaft. "Frische Produkte und insbesondere Obst und Gemüse bieten eine große Differenzierungschance in einem kompetitiven Umfeld. Immer mehr führende Lebensmittelhändler präsentieren innovative neue Frische-Konzepte", so der Experte. Überdies zähle Österreich zu jenen Ländern, wo eine hohe Qualität im Frische Sortiment ein extrem wichtiges Wettbewerbskriterium ist.
PECHA KUCHA 1: DIGITAL TRANSFORMATION DESIGN TRENDS 2019
Vinzenz Kastner und Valentino Ritter erläuterten in ihrem rasanten Pecha Kucha Vortrag in sechs Minuten die wichtigsten Retail-Trends. Die beiden Manager von Accenture spannten den Bogen von Digital Detox und "silence is gold" über Nachhaltigkeit und Umweltthemen bis hin zu Data Minimalism und den neuen Herausforderungen im Bereich Datenschutz und Datensicherheit.
PECHA KUCHA 2: DIE MEHRWERTBASIERTE MOBILE ZAHLUNGSLÖSUNG FÜR DEN HANDEL
Das österreichische Unternehmen Blue Code zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet des Mobile Payments und kaum jemand weiß besser über diese Branche Bescheid als CEO Christian Pirkner. Der mehrfache Startup-Entrepreneur plädierte für mehr Selbstbewusstsein in Europa, damit künftige Payment-Innovationen nicht nur in Asien und den USA entwickelt werden, sondern auch hierzulande.
CHILLAX... MIT LEGO SERIOUS PLAY
"Dienst nach Vorschrift ist in der Wissensgesellschaft Schnee von gestern. Entscheidend ist heute Kreativität und Unternehmergeist", sagt Eric Hofmann, Berater-Urgestein und Founder von WhiteWater Consulting. Im Gepäck hatte er eine sehr spezielle Aufgabe: Er forderte alle Besucher auf, innerhalb von einer Minute aus 6 Lego-Steinen eine Ente zu basteln. Die Ergebnisse waren beeindruckend... :)
THE WINNER TAKES IT ALL
Nur 14 der Top 100 Digital Companies sind in Europa beheimatet. Für Martin Unger, Partner bei Contrast EY, eine Herausforderung. Der Retail-Experte sprach in seiner Studienpräsentation u.a. über die Unterschiede zwischen technologischen Plattformen (z.B. SAP), Geschäftsmodell-Plattformen (z.B. Uber) und digitalen Ökosystemen wie Amazon oder Alibaba. "7 der 10 wertvollsten Unternehmen der Welt beruhen auf plattformbasierten Geschäftsmodellen. Die Handels- und Konsumgüterbranche wird von diesen digitalen Ökosystemen und Plattformen massiv geprägt", so Unger. Warum? "Weil Sie die Kundenbedürfnisse oft besser verstehen als traditionelle Unternehmen und gleichzeitig über eine extrem ausgeprägte Technologie- und Datenkompetenz verfügen."
DIE UNWUCHT DER MARKTPLÄTZE
Plattformen und deren Erfolgsrezepte waren auch das zentrale Thema der großen Podiumsdiskussion beim Handelskolloquium 2019. Martin Unger teilte sich die Bühne mit Stefan Krawczyk von Ebay, Christoph von Lattorff von Mercateo, Mario Peter von repay.me und Gregor Wallner von Jingle.
"Der Kuchen wächst - das ist die positive Nachricht im eCommerce. Es gibt genug Platz für neue Player. Eine große Herausforderung auch für Ebay und Amazon sind die anstehenden Regulierungen, welche demnächst in Europa in Kraft treten werden", so Krawczyk.
"Man muss Marktplätze als Vertriebsmodell sehen. Wenn das eigene Geschäftsmodell funktioniert, macht auch die Präsenz auf Plattformen und Ökosystemen Sinn. Marktführer Amazon ist zwar extrem kundenfreundlich, aber definitiv nicht händlerfreundlich", ist B2B-Experte von Lattorff überzeugt.
"Was Innovationskraft und Kundenzentriertheit betrifft, können wir von den globalen Plattformen noch sehr viel lernen. Aber auch europäische Unternehmen wie Biogena sind sehr stark aufgestellt, was Smart Commerce betrifft", zeigte sich Berater Unger durchaus optimistisch.
"Wer trifft, hat Recht – dieser Spruch aus dem Basketball lässt sich auch wunderbar auf Amazon und Alibaba übertragen", so die Einschätzung von Jingle-Founder Gregor Wallner. Jammern hilft nicht weiter, entscheidend sei vielmehr die Entwicklung kreativer Geschäftsmodelle, die auch beim Konsumenten Zustimmung finden.
Ins gleiche Horn blies auch Mario Peter: "Wenn wir so denken, dass wir gegen Amazon von vornherein keine Chance haben, dann würden wir gar nicht antreten. Wir glauben an unsere Idee und sind überzeugt, dass wir mit repay.me auch in Österreich Fuß fassen können."
OMNICHANNEL READINESS INDEX 2.0
Matthias Zacek, Industry Head bei Google Austria und gern gesehener Speaker bei den Handelsverband-Veranstaltungen, gab in seiner Präsentation einen ersten Einblick in die nächste Ausgabe des Omnichannel Readiness Indes - kurz ORI. Auf die Publikumsfrage, was Google denn von Amazon unterscheide, hatte der Retail-Profi eine gute Antwort parat: "Ganz einfach, wir haben nicht vor, selbst Händler zu werden. Wir wollen, dass die Händler von unseren Angeboten und Services profitieren."
STARTUP SESSION
Die abschließende Startup-Einheit wurde von Business Angel Werner Wutscher und ACSC-Generalsekretär Roman Schwarzenecker eingeleitet. Wutscher, seines Zeichens Leiter des Handelsverband-Circles "Omnichannel & Innovation", lobte den Handel für sein Umdenken im Umgang mit jungen Unternehmen. "Wir wollen aber noch viel mehr Kooperationen zwischen Händlern und Startups. Der Deal ist einfach - es gibt Innovation im Austausch mit der Nähe zum Kunden."
Schwarzenecker, seit 2002 Gesellschafter beim Beratungsunternehmen Standort + Markt, ergänzte: "Der Kunde will immer was Neues, auch auf der Fläche. Wir wollen nicht immer die gleichen Schaufenster sehen. Die Kunden sind interessiert an Innovationen – und genau das bieten Startups. Sie können damit auch in Einkaufszentren die Aufenthaltsqualität steigern."
Innovationen gab es in der Folge en masse - dafür sorgten die Startup Pitches von Emanuel Andel (THISPLAY), Albert Vogl-Bader (Carployee), Florian Becker (wirecube/SHOPMAP), sowie Raphael Besnier und Tobias Macke (Interactive Paper).
ABENDGALA: EMPFANG DES ÖSTERREICHISCHEN HANDELS
Im Anschluss an die 29. Ausgabe des Handelskolloquiums fand ebenfalls im Apothekertrakt von Schloss Schönbrunn der 1. Empfang des österreichischen Handels statt. Anlässlich des 65. Geburtstages von Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch gaben sich ab 18.30 Uhr mehr als 400 Freunde, Wegbegleiter und Branchengrößen ein Stelldichein.
REWE International Vorstand Marcel Haraszti hob in seiner Keynote insbesondere die herausragende volkswirtschaftliche Bedeutung des Handels sowie die Rolle als Jobmotor mit mehr als 600.000 Beschäftigten hervor. Er forderte die Politik auf, bürokratische Hemmnisse zu reduzieren und damit unternehmerisches Handeln zu erleichtern.
Im Anschluss hielt der C&A Miteigentümer und ehemalige Handelsverband-Präsident Ferdinand Brenninkmeijer eine humorvolle Laudatio auf das Geburtstagskind Mayer-Heinisch. Blumen gab es aber nicht nur für Stephan Mayer-Heinisch, sondern auch für seine Gattin Clarissa Mayer-Heinisch.
Stephan Mayer-Heinisch, langjähriger Präsident des Handelsverbandes und Obmann des Austrian Council of Shopping Centers (ACSC), durfte sich nicht nur über zahlreiche Lobreden freuen, sondern auch über eine ganz besondere Auszeichnung: Sektionschef Florian Frauscher vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort überreichte ihm im Auftrag von Bundespräsident Alexander van der Bellen das große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Die Gremien und das Team des Handelsverbandes gratulieren herzlich und freuen sich auf viele weitere Jahre der Zusammenarbeit.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will bedankte sich zum Abschluss der Veranstaltung nochmal bei den Kooperationspartnern sowie den insgesamt mehr als 600 Besuchern. Nach dem offiziellen Teil des Empfangs blieb den Gästen noch ausreichend Zeit für ausgiebiges Networking bis tief in die Nacht hinein. So ging das jährlich stattfindende Top-Branchenevent stilvoll zu Ende.