Sebastian Kurz und Handel unterstützen neues Forum für internationale Beschaffung im Handelsverband
Handelsverband stellte „Import Information Hub Austria“ vor und diskutierte mit Experten und Unternehmern über Chancen und Potentiale
Wien, 24.11.2016 – Im Rahmen der Veranstaltungsreihe [handels]zone wurde der neue "Import Information Hub Austria" vorgestellt. Das Pilotprojekt soll ab 2017 heimischen Unternehmen, die in der internationalen Beschaffung tätig sind, durch Vernetzung und Expertise rund um Regulierungen und Digitalisierung ein Forum bieten. Davon sollen indirekt auch KMUs in Schwellen- und Entwicklungsländern profitieren. Bundesminister Sebastian Kurz gratulierte zum Start des Projekts.
Nachbericht
Gastgeber und Geschäftsführer des Handelsverbandes Rainer Will, betonte bei seiner Begrüßung, dass es Kooperationen braucht, um in Zeiten hohen Wettbewerbs- und Kostendrucks, konkurrenzfähig zu bleiben: “Ein solches Projekt, als Scharnier zwischen Außenwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit, hat es bislang in Österreich noch nicht gegeben. Deshalb haben wir uns mit der Austrian Development Agency (ADA) zu diesem Schritt entschlossen. Enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnerstrukturen sollen den `Import Information Hub Austria` zu einem lebendigen Forum für heimische Importeure und internationale Exporteure machen.“
Sebastian Kurz, Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres, teilte seine Unterstützung mit und äußerte seine Glückwünsche und Erwartungen an das Projekt: „Wir wissen, dass erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit meist dann besonders gut funktioniert, wenn es eine Kooperation mit der Wirtschaft gibt. Die Kooperation zwischen Handelsverband und Austrian Development Agency leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass wir gute Produkte, die unter ordentlichen Bedingungen produziert wurden, nach Österreich importieren können und gleichzeitig aber in den Ländern einen wirtschaftlichen Beitrag leisten und Menschen vor Ort Perspektive geben.“
Anschließend führte Gunter Schall von der ADA mit seiner Keynote in das Thema und das gemeinsame Projekt mit dem Handelsverband ein und unterstrich dabei die entwicklungspolitische Zielsetzung: „Das Zusammenbringen von Export- und Import-Interessen kann sehr starke entwicklungspolitische Effekte haben. Wir unterstützen so unsere Partnerländer bei der Stärkung nachhaltiger Wirtschaftsstrukturen und fairem Handel. Die Einhaltung von Gesetzen und Standards, unternehmerische Verantwortung und die Schaffung von Arbeitsplätzen sind dabei maßgeblich für die Auswahl unserer Lieferanten.“
Die Podiumsdiskussion wurde von Bernhard Weber, dem Geschäftsführer des Institut zur Cooperation bei Entwicklungs-Projekten (ICEP) moderiert. Die ICEP tritt als Unterstützer des „Import Information Hub“ auf und sieht das Projekt beim Handelsverband optimal verankert: „Internationale Kooperationen werden dabei helfen diese vielversprechende Initiative als Schnittstelle von Wirtschaft und Entwicklung in Österreich zu etablieren.“
Es diskutierten:
- Alexander Eidelpes, Leiter Einkauf, Kotányi GmbH
- Christoph von Lattorff, Country Manager, Mercateo Austria GmbH
- Gunter Schall, Leiter Wirtschaft und Entwicklung, ADA Austrian Development Agency
- Rita Stupf, Programmleiterin, swisscontact Swiss Foundation for Technical Cooperation
- Gebhard Weiss, Geschäftsführer, sequa gGmbH, Partner der deutschen Wirtschaft
- Gregor Wolf, Geschäftsführer, Hauptabteilung Außenwirtschaft, Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V.
Kooperation, Bedarfserhebung und Nachfrageorientierung standen im Mittelpunkt des Gesprächs über den neuen "Import Information Hub Austria". Deutschland startete mit dem Import Promotion Desk (IPD) schon vor längerer Zeit ein ähnliches Programm und hat bereits gute Erfahrungen damit gemacht.
„Der ursprüngliche Impuls für den IPD kam von der Wirtschaft. Mittlerweile ist aber sowohl die Wirtschaft als auch die Entwicklungspolitik sehr glücklich damit. Denn wenn Produkte produziert werden, die woanders nachgefragt werden, entstehen Jobs in den Partnerländern. Es freut uns sehr, dass nun in Österreich ein vergleichbares Programm geschaffen wird und noch dazu in sehr ähnlicher Konstellation – nachfrageorientiert an den Bedürfnissen der Importeure mittels Handelsverband als Umsetzer,“ so Gebhard Weiss vom IPD, der auf einen intensiven Austausch mit dem österreichischen Pendent hofft.
Die Praxis der internationalen Beschaffung ist das tägliche Brot von Alexander Eidelpes, der den Einkauf der Kotányi GmbH leitet. Er erhofft sich eine Hilfestellung in jenen Ländern, die mit den europäischen Standards und Anforderungen nicht vertraut sind: „Die Beschaffung hat sich stark gewandelt. Die Anforderungen haben sich extrem erhöht. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Handelskultur und die Qualitätsansprüche in Entwicklungsländern sind grundsätzlich anders. Das kann zum Problem werden. In China bekomme ich jedes Dokument. In manchen Ländern wartet man aber 2-3 Jahre bis ein Lieferant zugelassen wird.“
Rita Stupf, Programmleiterin, swisscontact Swiss Foundation for Technical Cooperation kennt die Probleme und Anforderungen der Beschaffung in Entwicklungs- und Schwellenländern bestens. Sie hat die Programme in Deutschland und der Schweiz aufgebaut. „Ein nachhaltiges Programm hilft dabei schnell, günstig, effizient und qualitativ hochwertig zu sourcen und exportierende Unternehmen zu etablieren. Um das zu schaffen, muss man mit Leuten zusammenarbeiten die die Sprache der Unternehmer sprechen und die der Entwicklungszusammenarbeit.“
Als größte B2B Plattform ist Mercateo oftmals mit außergewöhnlichen Kundenwünschen konfrontiert.
Für Country Manager Christoph von Lattorff eine spannende Challenge: „Bei exotischen Bedarf haben die Unternehmen keinen Lieferanten der liefern kann. Hier fehlt es meist an den richtigen Bezugsquellen. Hat man diese dann gefunden, scheiterst es oft an der digitalen Anbindung. Wir sehen sehr viele Unternehmen die bei der Digitalisierung nachhinken. Dabei wird auch die internationale Beschaffung zunehmend digitaler.“
Gregor Wolf, Geschäftsführer, Hauptabteilung Außenwirtschaft, Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V., verspricht sich vom „Import Information Hub Austria“ eine offene Plattform für jeden: „Integrierte Wertschöpfungsketten werden immer wichtiger. Ein Projekt wie der `Import Information Hub Austria` kann Vertrauen schaffen und über Regularien informieren, um Länder für den Export in die EU fit zu machen. Wir sind in Deutschland in einer stetigen Diskussion für welche Produkte Bedarf besteht. Die Unternehmen sind gefragt die Nachfrage zu nennen. Keiner soll ausgeschlossen werden.“
Der Handelsverband betonte abschließend, dass er sich als offenes Forum versteht und Kooperationen mit bereits etablierten nationalen und internationalen Stakeholdern anstrebt und ab sofort Gespräche aufnehmen wird.
Unter den Gästen der [handelszone] waren u.a.: Christoph Eder (ICEP), Manuel Hofer (TOP-TEAM Zentraleinkauf GmbH), Hans Lechner (Holzwurm Kg), Cornelia Kostron (Hofer KG), Heinz Pechek (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich), Sabine Scheinhart (Österreichische Post AG), Claudia Ziegler-Knerl (REWE International AG), uvm.