Anti-Steuervermeidungsrichtlinie: Erster Schritt in Richtung eines fairen Marktes
Mehr EU-Steuergerechtigkeit zur Vermeidung von Kaufkraftabfluss - faire Chancen für den heimischen Handel
Der Handelsverband begrüßt das Maßnahmenpaket von EU-Kommissar Moscovici für fairen Handel im europäischen Binnenmarkt und darüber hinaus. Erst vor wenigen Tagen wurde gemeinsam mit dem Finanzminister die hohe Relevanz erörtert, auf EU-Ebene für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen.
Es wurde schon lange darauf hingewiesen, dass sich das Phänomen des zunehmenden Kaufkraftabflusses, mittlerweile 50% des stark steigenden Onlinehandels (zuletzt +7%), vor allem aufgrund unterschiedlicher einkommenssteuerlicher Spielregeln verschärft.
„Der prognostizierte Konsumeffekt von +3,5% durch die Steuerreform darf nicht 1:1 online ins Ausland abfließen und dort Arbeitsplätze finanzieren. Daher müssen Steuern dort abgeführt werden, wo Gewinne erzielt werden“, fordert Geschäftsführer Rainer Will.
Es könne kein Argument sein, dass marktdominierende Onlinehändler die Umsätze in Österreich erzielen, diese hier nicht versteuern, nur weil eben keine Niederlassungen unterhalten werden oder Angestellte vor Ort beschäftigt werden.
Heimische Händler und Handelsketten, die ihrerseits vom Jahresergebnis rund 25% Einkommenssteuer abführen müssen, werden wettbewerbsverzerrend konkurrenziert. Das EU-Papier sieht hier leider noch keine EU-weite Harmonisierung vor.
Eine gemeinsame steuerbezogene Information bzw. länderspezifische Berichte über Großkonzerne könne nur ein erster Schritt sein. Entsprechende Meldesysteme sind nicht ausreichend, daher ist die Ausarbeitung der EU-Unternehmenssteuergrundlage fundamental wichtig.
Die Einbindung von Drittstaaten ist ebenso essentiell. Hier ist es unverzichtbar, insbesondere jene Zoll- und Mwst-Regime zu beleuchten, die ursprünglich als KMU-Unterstützung angedacht waren.
Auch auf nationaler Ebene haben österreichische Händler mit neuen Regelungen zu kämpfen.
Lohnnebenkostenerhöhungen, wie jene durch die plötzliche Sozialversicherungs-Pflicht bei Jubiläumsgeldern, schaden insbesondere den „guten“, mitarbeiterintensiven, heimischen Unternehmen, die Angestellte langfristig binden.
„Geld das für Investitionen und Innovationen gedacht war, muss nun in Form von Rücklagen gebunden werden“, sagt Rainer Will.
Der Handelsverband setzt sich auch weiterhin für Verbesserungen in den folgenden steuerlichen Bereichen ein:
• Umsatzsteuerrückvergütung – Anerkennung der Vorsteuerabzugsberechtigung für Dienstleistergebühr
• Doppelprüfung von Steuern und Abgaben – Bereinigung der föderalistischen Struktur
• Registrierkassen – Klarheit bei der technischen Softwareumstellung
• Steuerfreie Tagesdiäten - Forderung nach klarer Regelung
• Aufhebung von Ungleichgewicht beim Sachbezug für KFZ
• Einführung von „Interlining“ bei Duty Free Waren
Es besteht Hoffnung, dass die angekündigten Maßnahmen zur Entbürokratisierung auch tatsächlich mit einem Umsetzungsdatum versehen werden und es rasch zu einer Implementierung eines E-Commerce-Moduls im Lehrberuf Einzelhandelskaufmann/-frau kommt, um auf die Digitalisierung und die neuen Marktgegebenheiten zu reagieren.
Rückfragehinweis
Handelsverband
Andreas Weigl
Communications Manager
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