Handel warnt vor Verlust an Wettbewerbsfähigkeit durch Uneinigkeit bei Arbeitszeitflexibilisierung und begrüßt 1.500 Euro Mindestlohn

Arbeitnehmerseite kommt Verantwortung bei Beschäftigungssicherung nur unzureichend nach. Einigung bei Mindestlohn guter Schritt Richtung fairer Branchenwettbewerb

Wien, 30.06.2017 - Die heimischen Sozialpartner haben sich nach langen Verhandlungen auf einen Mindestlohn von 1.500 Euro brutto geeinigt, wohingegen die dringend erforderliche Flexibilisierung der Arbeitszeit bedauerlicherweise weiterhin ausbleibt.

„Ein KV-Mindestlohn von 1.500 Euro brutto wird im Handel ohnehin bereits in allen wesentlichen Bereichen bezahlt“, stellt Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch fest, „wir begrüßen diesen wichtigen Schritt in Richtung eines fairen Branchenwettbewerbs beim Faktor Arbeit, der auch kaufkraftsteigernd wirken wird, wodurch von dieser Einigung sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber profitieren werden."

„Wir bedauern allerdings, dass man sich nicht auf eine moderne Form der Arbeitszeitflexibilisierung einigen konnte, um im internationalen Handel wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Mayer-Heinisch weiter. In Zeiten der digitalen Transformation verlagern sich die Zeitpunkte der erforderlichen Leistungserbringung. Eine Chance, aber auch eine große Herausforderung insbesondere für den Einzelhandel, da sich auch das Kaufverhalten der Konsumenten signifikant verändert.

Einem flexiblerer Mitarbeitereinsatz, indem eine Erhöhung der Tagesmaximalarbeitszeit – ohne die Wochennormalarbeitszeit zu erhöhen – ermöglicht wird, stehen ohnehin ein starres Zuschlagsschema im Handel sowie eine maximale Ladenöffnungszeit von 66 Wochenstunden als limitierende Faktoren entgegen. Letzteres hemmt besonders den Lebensmitteleinzelhandel in der Nahversorgung. Es liegt in der Verantwortung der Arbeitnehmervertreter, die Beschäftigung durch ein Arbeitszeitgesetz abzusichern, dass all jenen systemischen Veränderungen gerecht wird.

Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten zu entbürokratisieren wäre ein erster Schritt eines langen Weges, damit der beschäftigungsintensive Handel weiter als Jobmotor fungieren und die 580.000 heimischen Arbeitsverhältnisse absichern kann.

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