Beschaffungskrise: 3 von 4 Händlern kämpfen mit Lieferverzögerungen. Zahl der heimischen Webshops steigt auf 14.500. 52% Auslandsabfluss im eCommerce.

Bundesweite Handelsstudie: 60% der Betriebe sehen Potenziale bei Corona-Staatshilfen. Jeder zweite Händler hat Existenzängste, 42% können eingehende Rechnungen nicht mehr bezahlen.

Die Corona-Krise hat die Umsätze im österreichischen Onlinehandel laut EU-27-Online-Shopping-Studie der JKU Linz auf 8,4 Milliarden Euro ansteigen lassen. Allerdings fließen 52% davon unmittelbar ins Ausland ab. Ausländische Versandhandelsunternehmen haben hierzulande im Vorjahr mehr als 4,4 Milliarden Euro erwirtschaftet, eine massive Steigerung von +30%.

Jeder zweite Euro im Onlinehandel fließt ins Ausland ab

"Das Corona-Jahr 2020 hat dem Onlinehandel in Österreich einen dramatischen Schub gegeben. Die Zahl der heimischen Webshops ist auf 14.500 gestiegen, die Umsätze kletterten auf einen neuen Rekordwert von 8,4 Milliarden Euro. Leider fließt jeder zweite Euro, der online erwirtschaftet wird, unmittelbar an ausländische eCommerce-Giganten wie Amazon ab", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Die Herausforderung dabei ist die Ungerechtigkeit auf allen regulatorischen Ebenen: Während heimische Händler mit Betriebsstätte in Österreich nicht nur Steuern, sondern auch Mietvertrags-, Abfallgebühren und hohe Lohnnebenkosten stemmen, agieren die globalen eCommerce-Giganten hierzulande völlig vogelfrei. Daher fordert der Handelsverband einmal mehr faire Rahmenbedingungen sowie eine Mindestertragssteuer auf nationaler, europäischer und globaler Ebene.

Beschaffungskrise: 75% der Händler kämpfen mit Lieferverzögerungen. HV Händlerbefragung zeigt Ausmaß.

Die Corona-Pandemie hat aber nicht nur einen beispiellosen eCommerce-Boom ausgelöst, sondern auch eine gravierende Beschaffungskrise, wie eine aktuelle Händlerbefragung des Handelsverbandes bestätigt.

"Mehr als 75 Prozent unserer Händler kämpfen zurzeit mit Lieferverzögerungen. Die Ursachen sind vielschichtig. Wir erleben einen Containermangel in Fernost, steigende Rohstoffpreise bei Metall, Engpässe bei Vorlieferanten, Verzögerungen durch die Einführung der neuen EU-Energie-Labels sowie Covid-bedingte Ausfälle bei internationalen Fabriken und jüngst den Rückstau im Suezkanal. Hinzu kommt eine enorm gestiegene Nachfrage der Kunden nach Unterhaltungselektronik, Fitnessgeräten, Küchen und Möbel. Die Verbraucher können ihr Geld während der Pandemie nicht für Auslandsreisen, Restaurantbesuche oder Hotels ausgeben, daher investieren sie es in die Verschönerung der eigenen vier Wände. Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Beschaffungskrise noch zumindest drei bis sechs Monate andauern wird. Spätestens im Herbst sollte eine Entspannung der Lage eintreten", erläutert Will.

Jeder vierte Händler zahlungsunfähig, 60% wünschen sich Verbesserungen bei Corona-Hilfen

Akuter Handlungsbedarf besteht nach wie vor im Bereich der Corona-Staatshilfen, immerhin sehen 60% der Betriebe große Verbesserungspotenziale bei den bestehenden Unterstützungsleistungen. Die Zeit drängt, denn bereits vor den anstehenden doppelten Gehältern (Urlaubsgeld) ist jeder vierte heimische Händler zahlungsunfähig. Die Hälfte aller österreichischen Händler leidet unter Existenzängsten, weil 5.000 Geschäfte akut gefährdet sind. Je kleiner der Betrieb und je weniger digital und je abhängiger vom Tourismus, desto geringer die Liquiditätsreserven und desto dicker das Minus.

Die heimischen Händler stehen mit der Regierung in laufendem Austausch, welche Maßnahmen jetzt zu setzen sind. Der Handelsverband hat der Regierungsspitze hierfür die Ergebnisse einer groß angelegten Händlerbefragung übermittelt, damit das wirtschaftliche Comeback gelingt. Dieser Maßnahmenkatalog umfasst u.a. die Abschaffung der Mietvertragsgebühr, einen Beteiligungsfreibetrag für Investoren, eine Neuauflage der Corona-Prämie (Comeback-Prämie), eine Senkung der Lohnnebenkosten, uvm. Und alles am besten sofort.

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