Bilanz am heutigen Einkaufssamstag: Moderate Umsätze, überschaubare Frequenz und 2-stündiger Kassenterminal-Ausfall.

Wiener Innenstadt mit guten Umsätzen, Landeshauptstädte durchwachsen. Schlangenbildung aufgrund temporärer Probleme bei Kartenzahlung.

Wien, 12.12.2020 - Der heutige Einkaufssamstag verzeichnete keine überbordende Frequenz, wenngleich der Kundenandrang mit Fortlauf des Tages zugelegt hat. Die Menschen, die sich auf den Weg zu den Geschäften machten, kauften auch. Diese gezielten Käufe sind Resultat der fehlenden Gastronomie und damit reduzierter Aufenthaltsdauern sowie der Einhaltung der Pandemie-Vorschriften.

Umsatzentgang durch Ausfall von Kassenterminals

Dort, wo sich vor den Geschäften Schlangen - als Resultat der eingehaltenen Abstands- und Zutrittsregeln in den Geschäftsräumen - bildeten, lief alles ruhig und sicher ab, mit Mindestabständen und Schutzmasken. Das Sicherheitskonzept der Händler, das der Handelsverband während des harten Lockdowns der Bundesregierung vorgelegt hatte, hielt. Jedoch war es heute doppelt gefordert, als es rund 2 Stunden lang zwischen 12:00 und 14:00 Uhr zu einem breitflächigen Ausfall der Payment-Terminals in den Geschäftslokalen der Händler kam.

Vielfach haben Kunden die Geschäfte verlassen, da sie etwa bei kostspieligen Produkten wie Schmuck nicht ausreichend Barmittel eingesteckt hatten und auch die Kreditkartenzahlung zeitweise nicht funktionierte. Letztere wird von vielen Verbrauchern zurzeit häufig genutzt, da die Geldbeträge erst am Monatsende vom Konto abgebucht werden. Durch den knapp 2-stündigen Ausfall der Kassenterminals entstand vielerorts ein hoher Schaden an diesem wichtigen Einkaufstag, der nur schwer wieder aufzuholen ist, so die betroffenen Händler. Die Probleme dürften auf eine Störung bei einem Internetprovider zurückzuführen sein. Vorübergehend konnten dadurch Zahlungstransaktionen nicht korrekt abgewickelt worden.

Positive Bilanz für Sportartikel-, Deko- & Homeware-Händler

Grundsätzlich ist die Bilanz des heutigen Einkaufssamstages zumindest im Bereich Sportartikel sehr gut ausgefallen. Auch Spielwaren, Homeware-, Dekorations- und Weihnachtsartikel funktionierten sehr gut. Bekleidung und Mode bewegte sich umsatzmäßig leicht unter dem Vorjahresniveau.

Während aus der Wiener Innenstadt sehr gute Umsatzmeldungen beim Handelsverband eingingen, fällt die Bilanz in den Landeshauptstädten durchwachsen aus. Gastronomie und Hotellerie fehlen dem Handel weiterhin sehr, insbesondere in den Wintertourismus-Regionen in Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Dennoch gilt: Der grundsätzlich positive Trend seit Freitag setzt sich fort.

"Wenn die nächsten Tage so weitergehen, dann wird eine leichte Beruhigung der kritischen Situation in der Handelsbranche eintreten. Wir hoffen, der Politik ist bewusst, dass für den Handel die Ausläufer des Weihnachtsgeschäfts bis Ende Jänner andauern. Allein Gutscheine machen ein gutes Drittel der Weihnachtsumsätze aus, sie werden zu 90 Prozent erst nach Silvester eingelöst", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

Konsumklima eingetrübt, historischer Anstieg der Sparquote

Neben der fehlenden Gastronomie und den geschlossenen Hotels ist die Zurückhaltung mancher Verbraucher auch auf eine allgemeine Verunsicherung zurückzuführen. Das eingetrübte Konsumklima hat bereits zu einem massiven Anstieg der Sparquote auf mehr als 15 Prozent geführt. Laut Österreichischer Nationalbank (OeNB) haben die Österreicher im Corona-Jahr 2020 rund zwölf Milliarden Euro mehr gespart als noch im Vorjahr, obwohl die Einkommen in Summe um fünf Milliarden Euro gefallen sind.

"Konsum ist Psychologie. Erst wenn wir Verbraucher wieder einen gewissen Optimismus haben, gehen wir gerne shoppen. Daher müssen wir wieder ein Klima der Zuversicht erzeugen. Etwa durch die Ausgabe von Österreich-Schecks - Gutscheine im Wert von 500 Euro, die im österreichischen Handel eingelöst werden können. Wir freuen uns über jeden Kunden, der seine Weihnachtsgeschenke in den heimischen Geschäften einkauft. Man kauft damit nicht nur etwas für die Liebsten, man ist auch Arbeitsplatzsicherer", so Handelssprecher Rainer Will.

Mietzinsreduktion: Jeder zweite Händler ohne Erfolg

Angesichts deutlich reduzierter Umsätze und Kundenfrequenzen haben mehr als 90 Prozent aller Handelsbetriebe in den letzten Wochen/Monaten Gespräche mit ihren Vermietern über eine Anpassung des Miet- bzw. Pachtzinses geführt.

Das ernüchternde Fazit der Verhandlungen: Weniger als die Hälfte der Händler konnten tatsächlich eine Reduktion ihres Mietzinses erreichen, 9 Prozent einen kompletten Erlass der Miete zumindest für den Zeitraum des harten Lockdowns. 51 Prozent wurden hingegen in den Gesprächen auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet oder abgelehnt.

Corona-Hilfen: Händler hoffen auf Ausweitung des Verlustausgleichs auf zumindest 5 Millionen Euro

In puncto Corona-Hilfen haben mittlerweile rund 40 Prozent der Betriebe den beantragten Lockdown-Umsatzersatz erhalten. Österreich zahlt damit deutlich schneller aus als die meisten anderen EU-Staaten. Eine wichtige Liquiditätsspritze für die Unternehmen, wenngleich der mit max. 800.000 Euro gedeckelte Umsatzersatz bei vielen mittelständischen und größeren Händlern nur einen Bruchteil der Verluste ausgleichen kann.

Gerade vor diesem Hintergrund hofft der Handelsverband noch immer, dass die EU zumindest eine Anhebung des für Mitte Dezember in Österreich angekündigten Verlustausgleichs von 3 Millionen auf 5 Millionen Euro zulässt. Auch ein beschleunigtes Verfahren bei den COFAG-Garantien wäre sinnvoll.

Handelsverband: Indirekt betroffene Betriebe dürfen nicht durch die Finger schauen

Existenzbedrohende Ausmaße hat die Corona-Krise und insbesondere der "Lockdown light" bis 7. Jänner auch für den B2B-Großhandel angenommen. Für viele Lebensmittel- und Elektrogroßhändler sowie andere Zulieferer von Gastronomie und Hotellerie ist der de facto Wegfall des gesamten Weihnachtsgeschäfts eine wirtschaftliche Katastrophe.

Der Handelsverband appelliert daher an die Bundesregierung, das angekündigte Umsatzersatz-Modell für indirekt vom Lockdown betroffene Unternehmen rasch auf den Boden zu bringen. Immerhin stehen mehr als 190.000 Jobs im österreichischen Großhandel auf dem Spiel.

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