Handelsverband & Agenda Austria: Mehr Transparenz durch Ausweis der gesamten Personalkosten als "Brutto vom Brutto-Gehalt"

Lohnnebenkosten erhöhen Bruttolöhne um durchschnittlich 30%. Hohe Besteuerung des Faktors Arbeit trifft Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen.

Wien (OTS) - Lohnnebenkosten sind jene Kosten, die über das Bruttoentgelt hinaus vom Arbeitsgeber zu tragen sind. Der österreichische Handelsverband empfiehlt, die gesetzlichen Mindestangaben in der monatlichen Lohnabrechnung (Bruttobezug, Beitragsgrundlage für die Sozialversicherungsbeiträge, Pflichtbeiträge für die Sozialversicherung, Bemessungsgrundlage für die Lohnsteuer, Lohnsteuer, geleisteten Beiträge an die Mitarbeitervorsorgekasse, Familienbonus Plus) freiwillig um folgende Angaben (= Lohnnebenkosten-Bestandteile) zu ergänzen:

  • Dienstgeberbeitrag zur Sozialversicherung
  • Dienstgeberbeitrag zum Familienlastenausgleichsfonds
  • Dienstgeberzuschlag
  • Dienstgeberabgabe (in Wien)
  • Kommunalsteuer
  • Beitrag zur Mitarbeitervorsorgegasse
  • Gesamtsumme Bruttobezug + Lohnnebenkosten ("Brutto vom Brutto"-Gehalt)

Damit soll ein Beitrag zu mehr Transparenz geleistet werden, indem jeder Arbeitnehmer vollen Einblick in die tatsächlichen Personalkosten bekommt. Ein gesetzlich verpflichtender Ausweis wird selbstverständlich nicht gefordert, da dies je nach Lohnverrechnung zu einem entsprechenden Zusatzaufwand führen könnte. Eine gesetzliche Änderung wäre jedenfalls nicht erforderlich, da § 78 Einkommenssteuergesetz (EStG) nur Mindestangaben in der monatlichen Lohnabrechnung festlegt.

"Die Lohnnebenkosten machen in Österreich je nach Bundesland mittlerweile fast ein Drittel des Bruttolohnes aus. Das sollte den Arbeitnehmern auch transparent gemacht werden. Beispielsweise erhält der Arbeitnehmer bei einem Bruttogehalt von 3.000 Euro lediglich 2.015 Euro netto, der Arbeitgeber zahlt allerdings insgesamt 3.909 Euro", erläutert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

An diesem Punkt setzt die Agenda Austria an und hat einen transparenten Lohnzettel entworfen, der den Arbeitnehmern auf einen Blick zeigt, wie viel Geld von der Arbeitsleistung zum Gelingen des Staatsganzen beitragen. Unter www.deineleistung.at kann sich jeder Bürger seine Leistung ausrechnen lassen und sofort sehen, wie hoch die Differenz zwischen der erwirtschafteten Leistung und Nettolohn ist.

"Die Arbeitnehmer in diesem Land sollen auf einen Blick sehen, was sie leisten und zum Gelingen des Sozialstaats beitragen. Derzeit werden diese Beiträge meistens nicht am Lohnzettel dargestellt, wofür es kein vernünftiges Argument gibt", sagt Agenda Austria-Direktor Franz Schellhorn.

Durch die Lohnnebenkosten werden sozial-, pensions- und versicherungsrechtliche Verpflichtungen bedient, die den österreichischen Sozialstaat mitfinanzieren. Gerade im Handel, der als volkswirtschaftliches Rückgrat und Jobmotor mit fast 600.000 Arbeitnehmern für Beschäftigung sorgt, sind die Lohnnebenkosten aber auch ein hoher Kostenfaktor.

Wenngleich internationale Ländervergleiche schwer zu ziehen sind, ist bekannt, dass Österreichs Steuer- und Abgabenquote eine der höchsten in Europa ist. Die Bundesregierung hat den Handlungsbedarf erkannt und im Regierungsprogramm die Senkung der Steuer- und Abgabenquote in Richtung 40 Prozent verankert. Damit die Steuerquote unter 40 Prozent sinkt, gilt es, die Staatsausgaben unter Kontrolle zu bringen. Ein guter Anfang wäre, wenn die Ausgaben weniger stark wüchsen als die Wirtschaft das tut.

Einen Beispiel-Lohnzettel können Sie HIER downloaden.

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