Handelsverband begrüßt Unterstützung durch AK bei Forderung nach fairen Spielregeln für Drittstaat-Onlinehändler

Bestehende Wettbewerbsverzerrungen durch legale Steuervorteile müssen so rasch wie möglich unterbunden werden

Wien (OTS) - Der neue FORBA-Bericht zu den Entwicklungen und Folgewirkungen des Online-Handels auf Beschäftigungsstrukturen in Österreich bestätigt die vom Handelsverband seit langem geforderten Maßnahmen zur Sicherung des heimischen Handels.

Aktuell werden rund 10 Prozent der Umsätze im österreichischen Einzelhandel Online erwirtschaftet, das entspricht 6,8 Mrd. Euro. Die Trendanalyse zeigt, dass der Anteil in zehn Jahren bei 15 Prozent liegen wird. Der tatsächliche digitale Einfluss ist allerdings noch weit größer, immerhin ist das Internet dreimal so oft digitaler Showroom für den stationären Handel als umgekehrt, auch die Kanäle verschwimmen zunehmend.

Das Problem: Die Hälfte des Online-Umsatzes kommt nicht beim heimischen Handel an, sondern fließt ins Ausland. Wenn global agierende Onlinehändler Waren an österreichische Konsumenten verkaufen und daraus Gewinne erzielen, sollten sie auch in Österreich Gewinnsteuern abführen – das machen sie aktuell leider nicht. Drei Hebel würden helfen, die Wettbewerbsbedingungen zu verbessern:

Hebel 1: Versteuerung ab dem erstem Euro bei Einzelpaketversand in die EU

Die bis 2021 bestehende Mehrwertsteuerbefreiung bei Paketen aus Drittstaaten bis 22 Euro sollte beendet werden, um den europäischen Händler konkurrenzfähig zu machen und die Einfuhr von Billigware in die EU zu erschweren. Dies könnte zu einem Anstieg der Mehrwertsteuereinnahmen der Mitgliedstaaten von 7 Mrd. Euro jährlich führen.

Hebel 2: Besteuerung bei Nutzung von Online-Marktplätzen durch Drittstaaten

Beim Verkauf insbesondere asiatischer Produkte über europäische Plattformen wird häufig entweder die Einfuhrumsatzsteuer umgangen oder ein viel zu geringer Betrag entrichtet, da der Warenwert unter dem tatsächlichen Verkaufspreis angegeben wird. Daher sollten Plattformen die Mehrwertsteuer für ihre Handelspartner aus Drittländern unmittelbar abführen, wie es in Großbritannien bereits seit einem Jahr der Fall ist.

Hebel 3: Keine Körperschaftssteuervermeidung durch Hilfsstätten-Konstrukt

Während jedes heimische KMU mit der Körperschaftssteuer belastet wird, umgehen internationale Online-Händler diese, indem sie Hilfsstätten statt Betriebsstätten betreiben. Die Einführung sog. „digitaler Betriebsstätten“ könnte hier rasch Abhilfe schaffen.

"Der Handelsverband steht für einen funktionierenden Cross-Border Handel und sieht in Onlineplattformen einen wichtigen Partner für heimische Unternehmen. Wir brauchen jedoch eine faire Besteuerung für alle Marktteilnehmer. Legale Steuervorteile setzen den heimischen Handel extrem unter Druck. Steuerfreigrenzen, die Billigwaren in die EU schleusen, müssen auch bei uns endlich abgeschafft werden", appelliert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, an die heimische Politik.

Einigkeit zwischen AK und Handelsverband herrscht auch bei der Forderung nach einer stärkeren Unterstützung des stationären Handels, etwa durch den Ausbau der IKT-Infrastruktur, die Breitbandmilliarde oder die Förderung regionaler Online-Plattformen insbesondere für KMUs.

Nach wie vor ist der Handel ein wichtiger Beschäftigungsmotor in Österreich. Allein im klassischen Einzelhandel arbeiten 288.000 unselbstständig Beschäftigte, Tendenz steigend. Damit dies so bleibt, sind Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter entscheidend.

"Der heimische Handel ist hier bereits auf einem sehr guten Weg. Das neue Beschäftigungsschema etwa sieht höhere Einstiegsgehälter insbesondere für Berufseinsteiger vor. Zum anderen erlauben der neue Digitalisierungs-Schwerpunkt in der Einzelhandelslehre sowie die Schaffung einer eigenständigen eCommerce-Lehre eine rasche Spezialisierung und machen den Handel als Arbeitgeber für junge Menschen noch attraktiver", so Rainer Will.

 

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