Handelsverband ad Vorwurf "Preisblockade im Handel"

bezüglich der heutigen Aussendung des Österreichischen Markenartikelverbandes (MAV) über einen Kurswechsel im heimischen Handel und der Forderung nach einer Änderung des Wettbewerbsrechts bei der Preisbindung möchten wir Ihnen folgende Stellungnahme des Handelsverbandes als Interessenvertretung des österreichischen Lebensmittelhandels zukommen lassen:

Der österreichische Lebensmittelhandel sieht sich derzeit einer nie dagewesenen Preiserhöhungswelle gegenüber und es ist seine Pflicht, im Sinne der Konsument:innen zu verhandeln. Fakt ist, dass die "Elastizität" der gesamten Wertschöpfungskette derzeit tatsächlich sehr belastet wird. Die massiv gestiegenen Energie-, Transport- und Rohstoffkosten treffen auch den Handel unmittelbar. Selbiges gilt für die Kund:innen. Alle leisten in dieser herausfordernden Situation einen Beitrag. Es steht aber außer Frage, dass sich die Endkundenpreise in absehbarer Zeit eher nach oben als nach unten bewegen werden.

Die Forderung nach einer Preisuntergrenze bei Promotion-Preisen sehen wir sehr kritisch, da die Festsetzung von Mindestweiterverkaufspreisen eine erhebliche Wettbewerbsbeschränkung bezweckt und geradezu ein Paradebeispiel einer verbotenen Kernbeschränkung ist. Das sieht auch Brüssel so, wie ein Entwurf der derzeit in Überarbeitung befindlichen Vorschriften für vertikale Vereinbarungen belegt.

Der Lebensmittelhandel ist im Übrigen kaum für die Erzeugerpreise verantwortlich. Der Preis bildet sich grundsätzlich auf dem freien Markt (Angebot/Nachfrage) und differenziert nach Produktkategorie und Verarbeitungsgrad. Die Lebensmitteleinzelhandelsspanne beläuft sich brutto, also vor Abzug sämtlicher Kosten, auf höchstens 25 Prozent - über alle Warengruppen betrachtet (inkl. Non-Food und Near-Food). Darin enthalten sind zudem die Kosten für Logistik, Kühlung, Personal, Immobilien etc. sowie die Werbekosten, die vom Handel getragen werden. Auch große Handelsbetriebe beklagen die überragende Marktmacht global agierender Produzenten und werden von diesen oft zu nationalen Exklusiv-Distributoren und problematischen Verträgen gedrängt. Sie haben hier also dieselben Probleme wie kleine und mittelgroße Handelsbetriebe.

Die durchschnittliche Gewinnmarge im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel beläuft sich auf lediglich 1 bis 2%. Bei den transnationalen Großunternehmen der Lebensmittelindustrie sind die Margen im Schnitt 10- bis 20-mal so hoch.

Fazit: Der heimische Handel steht für eine flächendeckende Nahversorgung der österreichischen Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln. Diese sollten auch in Zukunft für alle Bevölkerungsschichten leistbar bleiben. Um den österreichischen Lebensmitteln auch ihren verdienten Wert zu geben, ist es wesentlich, von einer plumpen Preisdiskussion wegzukommen und eine Kaufentscheidung zu Gunsten regionaler Lebensmittel zu unterstützen. Die Plattform "LEBENSMITTEL.WERTSCHÄTZEN." verfolgt das Ziel, den Dialog zu strukturieren und den Wert heimischer Lebensmittel stärker zu vermitteln, damit diesen beim täglichen Einkauf der Konsumenten ein noch höherer Stellenwert beigemessen wird. Dialog auf Augenhöhe ist der richtige Weg. Nur gemeinsam können wir langfristig einen nachhaltigen Beitrag leisten, um die Wertschätzung regionaler Lebensmittel in Österreich zu steigern.

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