Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel nimmt ab
Wien, 03.5.2016 - Nur der kleinste Teil der Lebensmittelverschwendung fällt heute auf Seiten der Einzelhändler an. Aber der Handel kann eine zentrale Rolle bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen spielen.
„Das größte Potential bei der Abfallvermeidung liegt beim Konsumenten. Ihn zu informieren und im korrekten Umgang mit Lebensmitteln zu schulen, ist der Schlüssel zum Erfolg“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
In Österreich landen jährlich rund 760.000 Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Weltweit wird ein Drittel der Nahrungsmittelproduktion entsorgt. Dies entspricht 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel. Das Problem tritt entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf – von der Verarbeitung direkt nach der Ernte über die Lieferkette bis hin zu den Filialen und Verbrauchern.
Der Lebensmittelhandel ist nicht der große Verursacher von Abfällen – anders als es die mediale Berichterstattung rund um die Forderungen nach gesetzlichen Maßnahmen und die damit verbundene öffentliche Wahrnehmung vermuten lassen. Zahlreiche Studien zeigen auf, dass in den Industriestaaten gerade auf Verbraucherebene mengen- wie wertmäßig der Großteil der Abfälle anfällt. Beispielsweise wird in Deutschland die Gesamtsumme der Lebensmittelabfälle auf elf Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt; dies entspricht rund 130 Kilogramm pro Kopf. Konsumenten verursachen 61 Prozent dieser Abfälle, je 17 Prozent entfallen auf vorgelagerte Stufen der Lieferkette und Großabnehmer wie Restaurants. Fünf Prozent der Abfälle entstehen direkt beim Einzelhandel.
„Nachhaltiges Handeln und damit auch die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung hat bei den österreichischen Lebensmittelhändlern schon lange einen hohen Stellenwert“, sagt Nordal Cavadini, Partner der Managementberatung Oliver Wyman. „Zahlreiche Einzelhändler haben erfolgreiche Programme zur Reduzierung ihrer Abfälle gestartet. Große Nahversorger haben die Effizienz ihrer Lieferketten enorm verbessert“. Der Anteil der von Supermärkten weggeworfenen Nahrungsmittel ist heute vergleichsweise gering und sinkt weiter. Absatzstarke moderne Supermärkte erweisen sich diesbezüglich als erheblich effizienter als ihre kleineren Vorgänger. Untersuchungen von Oliver Wyman zeigen, dass mit der Verdoppelung des Frischeumsatzes eine Reduktion des Verlustanteils von 20 bis 40 Prozent einhergeht.
„Obwohl er selbst nur einen Bruchteil der Lebensmittelabfälle verursacht, spielt der Handel als zentrales Bindeglied der Wertschöpfungskette eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen“, sagt Stefan Winter, Partner bei Oliver Wyman. Mit jedem Tag, den ein Produkt weniger beim Hersteller oder Händler verbringt, ist es einen Tag länger beim Kunden frisch. Die Verkürzung der Verweildauer entlang der Lieferkette ist im eigenen Interesse der Händler. Neben der Vermeidung von Kosten durch Lebensmittelabfälle steigt die Frischewahrnehmung der Kunden und somit die Umsätze des Händlers.
Die Studie „Schluss mit der Lebensmittelverschwendung“ beschreibt Wege, wie Händler dieses Problem angehen können:
1. Filialen zur richtigen Zeit mit den korrekten Mengen beliefern
2. Sortiment wo sinnvoll straffen, um den Frischegrad zu steigern
3. Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdaten optimieren
4. Mit Lieferanten hinsichtlich Mengenplanung und Qualitätsanforderungen zusammenarbeiten
„Wir freuen uns über alle Initiativen, die Awareness für einen vernünftigen Umgang mit Lebensmitteln schaffen, so wie es eben erst der Viktualia Award des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft getan hat. Der österreichische Lebensmittelhandel punktet im Sortiment mit Regionalität, Gentechnik-Freiheit und ist bei Bio-Lebensmitteln europaweit Spitzenreiter. Und unsere Mitgliedsunternehmen arbeiten jeden Tag daran, noch effizienter und damit nachhaltiger zu wirtschaften. Im Handelsverband selbst unterstützen wir die Bestrebungen der Branche mit dem Arbeitskreis „Umwelt & Nachhaltigkeit“, in dem wir evaluieren, über gesetzliche Vorgaben und freiwillige Vereinbarungen informieren, umfassende Studien zu dem Thema beauftragen und konkrete Lösungen erarbeiten“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
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