Für Kerns Plan A braucht es ein Team A(ustria)
Wien, 17.01.2016 - Das Team A besteht neben den Parteien und Sozialpartnern auch aus freien Verbänden, die in Zeiten komplexer Herausforderungen wichtige Beiträge leisten können. Der vorgestellte Plan A von Christian Kern spricht zahlreiche Faktoren an, die die Attraktivität des Standortes Österreich hemmen und bietet wichtige, positive Absichtserklärungen.
„Wir schätzen den Mut des Kanzlers mit dem Strategiepapier ideologische Barrieren über Bord zu werfen und die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher ins Zentrum zu rücken. Die Zukunft unseres Landes verlangt parteiübergreifenden Konsens bei der Schaffung zeitgemäßer Rahmenbedingungen und Bewegung bei der Bildung, der Umsetzung der Arbeitszeitflexibilisierung, eine spürbare Lohnnebenkostensenkung, weitere Investitionsanreize und eine konsequente Entbürokratisierung, um in Zeiten der Digitalisierung auch im internationalen Wettbewerb bestehen und weiter Mitarbeiter anstellen zu können", so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
Die Pläne flexiblerer Arbeitszeiten von bis zu zwölf Stunden am Tag sowie einer 7%igen Lohnnebenkostensenkung werden deshalb vom Handelsverband ausdrücklich begrüßt, um es Unternehmen wieder zu ermöglichen Menschen einzustellen und auch länger zu halten.
Im Handel ist dabei auf potentielle Wechselwirkungen im Zusammenhang mit dem in die Jahre gekommenen Beschäftigungsgruppenschema und insbesondere dem alten Zuschlagswesen zu achten, das den Faktor Arbeit wochentags ab 18:30 Uhr und Samstag ab 13:00 Uhr empfindlich verteuert und aus einer Zeit stammt, wo Digitalisierung und moderne Arbeitsformen Fremdwörter waren. Daher sind diese Regulierungen vor allem weiter zu vereinfachen, damit die Flexibilisierung für die Betriebe innerhalb dieses Korsetts auch leistbar wird.
„Wir hoffen weiter, dass die regierenden Kräfte im Sinne des <Arbeitsplatzes Österreich> unabhängig von Arbeitgeber- und nehmer-Ideologien für eine rasche Umsetzung der formulierten Ziele zusammenarbeiten, Lösungen präsentieren und diese auch konsequent umsetzen. Es braucht für den Plan A ein Team A(ustria)“, so Will.
Der Handelsverband hat sich als Speerspitze und Think Tank zu allen Themen rund um Digitalisierung entwickelt, da die Handelsbranche als zweitgrößter Arbeitgeber des Landes am raschesten und nachhaltigsten von den Umwälzungen betroffen ist.
Durch geeignete Rahmenbedingungen kann vieles bewirkt werden, um die bestehenden 580.000 Arbeitsplätze zukunftsfit zu machen. Bei den Startup- und Innovationsförderungen sollte die Branche nicht durch einen zu hochskalierten Innovationsbegriff und unrealistische Mitarbeiterwachstums-Anforderungen übergangen werden.
Im Bildungsbereich hoffen wir auf die rasche Umsetzung einer E-Commerce Lehre, unabhängig vom Digital-Modul der Einzelhandelslehre, um auf die starke Nachfrage des Marktes mit Spezialisierung zu reagieren. 70% der Handelsunternehmen benötigen Mitarbeiter mit digitalen Kompetenzen und würden sofort einen E-Commerce Lehrling einstellen, 30% wären, trotz der sinnvollen 9%-igen Anhebung der Lehrlingsentschädigung, darüber hinaus bereit noch mehr zu bezahlen.
„Wir begrüßen daher das Vorhaben des Kanzlers, den Staat durch strukturelle Veränderungen wieder neu auszurichten, um profitabel und zukunftssicher aufgestellt zu sein. Damit würden unseren jahrelangen Empfehlungen einer grundlegenden Strukturreform Anschub verliehen und bestehende Bürokratie- und Verwaltungsmauern abgetragen werden“, so Rainer Will.
Teile von Plan A wecken also beim österreichischen Handel Hoffnung auf eine positive Veränderung, müssen sich jedoch erst der harten Realität der reformmüden und umsetzungsscheuen österreichischen Strukturen stellen.