Paketlawine durch eCommerce-Boom bringt Logistik an ihre Grenzen. White Label Paketboxen als Lösungsansatz.

Mehr Kundenorientierung, höhere Effizienz und bis zu 90% Emissionseinsparungspotenzial: BMK zeigt mit neuem Leitfaden ökonomisches & ökologisches Potenzial der Paketboxen auf. Handelsverband und Wirtschaftskammer Wien unterstützen die Initiative.

Wien, 27.01.2022 - Die Anforderungen an die Zustellung von Paketen haben sich im Zuge der Pandemie fundamental geändert. Corona hat zu einem Allzeit-Ausgabenhoch im österreichischen Onlinehandel geführt, die Umsätze sind allein 2021 um mehr als 20 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro gewachsen. Damit hat sich auch das Paketvolumen drastisch vergrößert. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Endverbraucher:innen an die Zustellung.

Die Folge? Der finale Transportweg der Pakete vom letzten Hub zum Endkunden - die "Last Mile" - wird für die Zusteller zunehmend zur Herausforderung. Die Empfänger:innen sind zum geplanten Zustellzeitpunkt häufig nicht anwesend, was Ersatzzustellungen oder die Abholung in Paketshops notwendig macht. Die dadurch entstehenden zusätzlichen Fahrten verursachen Lärmbelästigungen, Schadstoffemissionen und eine Zunahme des Individualverkehrs. Das wirkt auch der Erreichung der Klimaziele entgegen.

Paketboxen können Zustellung auf der letzten Meile optimieren

Ein vielversprechender Ansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen sind "White-Label-Paketboxen". Unter diesem Begriff werden Paketboxen zusammengefasst, die eine flexible und offene Hinterlegung von Waren durch unterschiedliche Dienstleistungsunternehmen, Handeltreibende und Privatpersonen zulassen und damit eine zeitlich unabhängige Einlieferung und Abholung ermöglichen. Sie könnten gerade für den stationären Einzelhandel eine neue zukunftsträchtige Schnittstelle zur heimischen Kundschaft bedeuten.

"Im Vorjahr haben wir bei der B2C-Paketzustellung pandemiebedingt erstmals die Marke von 200 Millionen Paketen geknackt. Das ist fast eine Verdoppelung seit 2017. Wir wissen, dass zwei Drittel der Konsumenten wieder beim gleichen Webshop bestellen, wenn sie mit der Paketzustellung zufrieden waren. Daher spielen Paketboxen eine entscheidende Rolle, um die Zustellung auf der letzten Meile zu optimieren", bestätigt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will, "die Zustellung funktioniert gerade jetzt in HomeOffice-Zeiten gut, aber der eCommerce ist gekommen, um zu bleiben. Daher braucht es insbesondere für die Zeit nach der Pandemie, wenn die Menschen wieder in ihre Büros zurückkehren, mehr und vor allem bequemere Zustellpunkte."

EU: Verdoppelung des digitalen Einzelhandels von 15% auf 30% bis 2023

In der EU wird sich der Anteil des digitalen Einzelhandels bis 2023 von 15% auf 30% verdoppeln. Ein Viertel des Online-Handelsvolumens stammt aus EU-Drittstaaten. "Die Zustellung der online bestellten Waren ist auf der letzten Meile, also der letzten Etappe der Warenbewegungen vom letzten Distributionszentrum zum Endverbraucher, bereits heute eine große Herausforderung, vor allem in drei Bereichen herrscht hoher Optimierungsbedarf: Bei den Kosten, die bis zu 55% der gesamten Lieferkosten betragen können, bei der Kundenzufriedenheit (jedes 3. Paket wird erfolglos zugestellt und muss umgelenkt werden) und beim Thema Nachhaltigkeit: Es gibt vermeidbare Zuliefer- und Abholwege, und damit zusätzliche CO2 Emissionen, die dadurch entstehen, dass mehrere Logistikdienstleister dieselbe Heimadresse anfahren und durch Sekundärfahrten des Endverbrauchers, wenn das umgelenkte Paket erst recht wo anders abgeholt werden muss. Bei dem rasch steigenden Paketvolumen wird sich die Problematik noch verschärfen. Offene Paket- und Umschlagsboxen können hier einen wichtigen Beitrag zur Lösung liefern und zusätzlichen Nutzen generieren" erläutert Prof. Andreas Breinbauer, Rektor der Fachhochschule des BFI Wien und Co-Autor des vom BMK beauftragten Leitfadens "White Label Paketboxen".

Beitrag zum Klimaschutz: Emissionseinsparungspotenzial von bis zu 2/3 in urbanen Gebieten

Das Einsparungspotenzial der offenen Paketboxen für KEP-Dienstleister ist gewaltig: 50% der Zeit und 24% des zurückzulegenden Weges könnten damit eingespart werden. Das wären laut einer aktuellen Studie allein für die Stadt Graz Einsparungen von 263.289 Fahrzeugkilometern im Jahr, umgerechnet 44 Tonnen CO2. Die Reduktion von Emissionen, Lärm und weiteren schädlichen Nebenprodukten senkt die Gesundheitsrisiken und trägt zum Wohlbefinden der Bevölkerung bei.

"Aus logistischen Gesichtspunkten ist es natürlich viel effizienter, bei einem Stopp 20 Pakete in einer großen Boxenanlage abgeben zu können, als an 20 Wohnungen direkt zuzustellen. Wenn die Empfänger:innen dabei die Wahlfreiheit haben, in welche Box oder ob doch an die Wohnungstüre geliefert werden soll, ist allen geholfen", sagt Logistik-Experte Gerald Gregori, Co-Autor des Leitfadens.

Hürdenfreier EU-weiter Datenaustausch als Schlüssel für eine effiziente Zustelllogistik

Die fortschreitende Digitalisierung des Einzelhandels und die damit verbundene Warenzustellung hat zur Harmonisierung der Datenformate geführt. Neben einer eindeutigen Kennzeichnung der Sendungen beinhaltet das auch den verpflichtenden Vorabaustausch von Daten zu den Einzelhandelswaren in den Warensendungen. Die Harmonisierung der Daten zu jeder Warensendung ist in der EU seit dem 1. Juli 2021 umgesetzt. Daten zu den Sendungen, die zwischen Postbetreibern im grenzüberschreitenden Postverkehr ausgetauscht werden, müssen bereits seit 1.1.2021 weltweit normierten Spezifikationen folgen. Damit folgt das EU-Zolldatenmodell dem globalen Postdatenmodell des Weltpostvereins.

"Die Digitalisierung der Transport- und Logistikprozesse ist ein wichtiger Faktor für die Effizienz, Vereinfachung, Kostensenkung und bessere Nutzung bestehender Ressourcen und Infrastrukturen. Sie schafft neue Geschäftsmöglichkeiten und hat das Potenzial, die Art und Weise wie Warenströme verwaltet und organisiert werden, in der Zukunft grundlegend zu ändern. Elektronische Daten sollen künftig nahtlos durch Warenwirtschaftsketten fließen, einschließlich des EU-weiten Datenaustausches mit Behörden und Unternehmen. Genauso wie im Bereich der Postsendungszustellung soll das Teilen der Daten die Regel werden und nicht die Ausnahme bleiben", stellt Walter Trezek, Chairman des UPU Consultative Committee und ebenfalls Co-Autor des Leitfadens klar.

Wien als internationaler Vorreiter: Nachhaltige Logistik 2030+ und WK Wien

Die Wirtschaftskammer Wien beschäftigt sich im Rahmen des Projekts "Nachhaltige Logistik 2030+" bereits seit 2019 mit Paketboxen. "Damals steckte das Thema Paketboxen noch in den Kinderschuhen. Mittlerweile hat sich das Angebot verdreifacht", so Andrea Faast, Leiterin der Standort- und Infrastrukturpolitik der Wirtschaftskammer Wien.

Heute stellen neun Anbieter insgesamt 440 Boxenstandorte in Wien zur Verfügung, wovon mehr als 40 Prozent offene Boxensysteme, also frei verfügbar, sind. Neben der Anhebung der Erstzustellungsraten leisten die Paketboxen als Umschlagsboxen einen wertvollen Beitrag zur Stadt der kurzen Wege. Die WK Wien setzt sich daher auch für eine entsprechende Verfügbarkeit in allen Einkaufsstraßen und Einkaufsgrätzeln ein. "Die WK Wien unterstützt und treibt den Ausbau offener Paketboxensysteme voran, da diese eine Chance für Handel und Dienstleister darstellen. Durch die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit der Paketboxen können die Kundenbeziehungen über die normalen Öffnungszeiten hinaus gepflegt und verbessert werden", so Faast.

WienBox: Innovatives City-Logistik-Projekt der Wiener Stadtwerke

Um weitere Verbesserungen für die Klimamusterstadt Wien in Bezug auf die Verkehrsverlagerung, CO2-Einsparung und Effizienz der Infrastruktur zu erreichen, wurde unter der Leitung der Wiener Lokalbahnen das Wiener Stadtwerke-Projekt "Wien - Out Of The Box" ins Leben gerufen. Das interdisziplinär zusammengestellte Konsortium arbeitet an einer umweltfreundlichen und effizienten City-Logistik für Wien und entwickelt dabei neue smarte Services für die Bürger:innen der Stadt sowie insbesondere die lokale Wirtschaft. Zentrales Element sind dabei offene Boxensysteme mit ihren zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten, die seit dem Jahr 2021 für Wien und Umgebung unter www.wienbox.at übersichtlich dargestellt sind.

"Mit dem WienBox-Netzwerk und seinen fast 250 offenen Boxenstandorten von sieben unterschiedlichen Betreibern haben wir ein einfaches Service geschaffen, von dem die Wiener Bewohner:innen sowie der lokale Handel profitieren. Das dichte und engmaschige Netz an Standorten ist eine umweltfreundliche Alternative zur Hauszustellung und forciert die Bündelung von Zustell- und Abholfahrten. Damit können 40 Prozent der Emissionen eingespart werden. Als Wiener Klimaschutzkonzern treiben wir klimafreundliche Services wie die WienBox zielstrebig voran", sagt Monika Unterholzner, Geschäftsführerin der Wiener Lokalbahnen und Initiatorin der WienBox.

Fazit: Paketboxen sorgen für mehr Bequemlichkeit, mehr Flexibilität & weniger CO2-Emissionen

"Sowohl geschlossene als auch offene Paketboxen-Systeme haben ihre Berechtigung. Beide bieten dem Handel, der Logistik und insbesondere dem Konsumenten mehr Bequemlichkeit, mehr Flexibilität durch eine 24/7-Abholmöglichkeit sowie massive Kosteneinsparungen aufgrund wegfallender Mehrfach-Zustellversuche. Nach Angaben der Post ist deren geschlossenes System hochgradig ausgelastet und durch die Effizienz der gesamten Prozesskette in der Logistik nachhaltig. Die für 2030 geplante CO2-freie Zustellung komplettiert die Nachhaltigkeit der Postzustellung. Darüber hinaus helfen Paketboxen, die Zustellung noch umweltfreundlicher zu gestalten und die CO2-Emissionen um durchschnittlich 40 Prozent zu reduzieren", so das Fazit von Rainer Will, Sprecher des österreichischen Handels.

Der Leitfaden White Label Paketboxen kann HIER kostenfrei downgeloadet werden.

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