Handel ist kein Treiber sondern Randerscheinung des Bodenverbrauchs

Handelsverband und ACSP ad VCÖ: Parkplätze des Einzelhandels stehen für weniger als 1 % der Verkehrsflächen. Gesamter Einzelhandel steht für 0,6 % der Flächeninanspruchnahme.

Wien, 13.8.2024 - Der Handel hat die enorm wichtige Rolle eines gesunden Bodens als wertvolle Ressource bereits vor langer Zeit erkannt. Daher wird die Reduktion der Bodenversiegelung und des Flächenverbrauchs in der Branche großgeschrieben. In puncto Flächeninanspruchnahme steht der gesamte österreichische Handel für nur 0,6 %. Haupttreiber der zunehmenden Verbauung von Flächen sind hingegen der Wohnbau, Verkehrsflächen und handelsfremde Betriebsflächen.

Wie der VCÖ in seiner heutigen Aussendung richtig feststellt, verfügen die 245 Shopping Center in Österreich in Summe über rund 184.000 Pkw-Abstellplätze. Diesen stehen jedoch 567 Mio. Besuche pro Jahr bzw. rund 2 Mio. Besuche pro Tag gegenüber. „Der heimische Handel bietet der österreichische Bevölkerung in allen Regionen Waren und stellt die Nahversorgung sicher. In vielen Regionen Österreichs nutzt die überwiegende Mehrheit der Kunden das Auto für ihren Einkauf, oftmals weil öffentliche Verkehrsmittel nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Deshalb braucht es natürlich auch Parkplätze“, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des freien, überparteilichen Handelsverbandes.

Nur 0,2 % der Verkehrsflächen entfallen auf Supermarkt-Parkplätze

„Der VCÖ kritisiert Österreich als Land der Parkplätze, weist dabei aber ausschließlich auf Supermärkte und Einkaufszentren hin – so als ob andere Einrichtungen wie Spitäler, Ämter, Schulen, aber auch Wohngebiete keine Parkplätze hätten“, stellt Handelssprecher Will fest. „Laut Umweltbundesamt sind in Österreich 2.092 Quadratkilometer als Verkehrsflächen genützt. Die Parkplatz- und Erschließungsfläche aller Filialen der vier großen Supermarktketten gemeinsam steht gerade für 4,7 Quadratkilometer – also für lediglich 0,2 % aller Verkehrsflächen des Landes. Das sollte uns eine funktionierende Versorgung mit Lebensmitteln wert sein.“

Die Park- und Erschließungsflächen in den 225 Shopping-Centern des Landes betragen noch weniger, nämlich in Summe 3,6 Quadratkilometer. „Der Anteil der Shopping-Center inklusive Parkflächen beträgt lediglich 0,3 % an der versiegelten Fläche in Österreich“, betont Christoph Andexlinger, Obmann des ACSP - Austrian Council of Shopping Places. „Nichtsdestotrotz nehmen die Betreiber der Shopping-Malls ihre Verantwortung selbstverständlich ernst und setzen schon heute Maßnahmen im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens. Einkaufszentren werden offensichtlich deshalb so oft als Hauptverursacher der Bodenversiegelung zitiert, weil sie gut sichtbar sind, von einem Großteil der Bevölkerung besucht werden und damit entsprechend stark im Bewusstsein verankert sind. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ihr Anteil an der versiegelten Fläche in Österreich verschwindend gering ist.“

Grüne Umgestaltung läuft

Aufgrund der Wichtigkeit der knappen Ressource Boden setzt der gesamte Handel bei seinen Betriebsgebäuden immer stärker auf „Bauen in die Höhe statt Breite“ und ökologisch sinnvolle Bebauung wie z. B. strukturierte Parkraumbegrünung. Auch mehrere Pilotprojekte zur Überdachung von Stellplätzen mit Photovoltaik-Anlagen laufen. Wo der Boden bereits versiegelt ist, bringt die zusätzliche Beschattung Vorteile für das Mikroklima vor Ort – und Öko-Strom wird auch noch produziert.

Der VCÖ nimmt in seiner Aussendung Bezug auf eine Studie, die Standort + Markt im Auftrag von Handelsverband und ACSP im Vorjahr durchgeführt hat. Studienautor Hannes Lindner sieht die Sachlage wie folgt: „Der Handel reagiert mit seinen Standorten auf die Entwicklung der Siedlungsformen – und nicht umgekehrt. Wien ist das Bundesland mit der geringsten Parkplatz-Dichte, weil dort der öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist und das Stadtgebiet dicht besiedelt ist. In ländlichen Regionen mit schlecht ausgebautem öffentlichen Verkehrsangebot können sich die Kunden nicht zur Einkaufsstätte beamen. Ich bitte, den Handel aus der Schusslinie zu nehmen! Anzusprechen ist die örtlich Raumplanung sowie die übergeordnete Raumplanung der Länder.“

Handel ist Randerscheinung des Bodenverbrauchs

„Insgesamt ist der Handel nicht nur bei der gesamten Flächeninanspruchnahme, sondern auch bei den Verkehrsflächen kein Treiber des Bodenverbrauchs, sondern mit gerade einmal 0,6 % eine Randerscheinung. Für die Flächeninanspruchnahme sind v.a. der Wohnbau mit 45 Prozent, sonstige Verkehrsflächen mit 36 Prozent und handelsfremde Betriebsflächen mit 11 Prozent verantwortlich“, erklärt Handelssprecher Will. „Nur, wenn das endlich verständlich ist, kann man den Klimawandel auch tatsächlich bekämpfen. Über Geschmack kann man streiten, über Fakten nicht.“

Mehr Informationen zur Studie „Flächeninanspruchnahme und -versiegelung des österreichischen Einzelhandels sowie der Shopping Center in Österreich“ finden Sie hier.

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