Inflationsrate erreicht mit 10,5% höchsten Stand seit 1952. Energie bleibt Preistreiber. Galoppierende Zinsentwicklung gefährdet Mittelstand.

Kaufkraftverlust der Bevölkerung geht ungebremst weiter. Insolvenzrisiko steigt. Handel erneuert Forderung nach Reformagenda & Maßnahmen gegen Teuerung im Energiebereich.

Wien, 30.09.2022 - Im September liegt die Inflationsrate in Österreich laut Schnellschätzung der Statistik Austria bei 10,5%. Sie erreicht damit das höchste Niveau seit Juli 1952. Die bei weitem stärksten Preistreiber bleiben Haushaltsenergie und Treibstoff.

"Die neuesten Zahlen der Statistik Austria und das aktuelle HV Konsumbarometer bestätigen die dramatische Lage im Handel und in der Bevölkerung. 83 Prozent der Menschen bereitet die Teuerung große Sorgen, ein Viertel hat Konsumschulden und die Hälfte berichtet von einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität. Wenn die Politik nicht fundamental gegensteuert, droht 900 Handelsunternehmen bzw. 6.000 Geschäften bis Jahresende die Schließung", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, der freien, überparteilichen Interessenvertretung des gesamten österreichischen Handels.

Steigende Kreditzinsen verschärfen Kaufkraftkrise massiv!

Was medial bis dato noch kaum berichtet wurde: Die jüngsten Zinserhöhungen durch die EZB haben die monatlichen Tilgungsraten bei vielen Kreditnehmer:innen vielfach bereits um mehr als 10% verteuert. Seit 1. Jänner sprechen wir beim 3-Monats EURIBOR bereits von einer Steigerung von 1,69 Prozentpunkten.

"Der Ernst der Lage aufgrund der steigenden Kreditzinsen scheint vielen noch nicht bewusst zu sein. In Verbindung mit den rasant steigenden Energiepreisen rollt hier eine weitere Kostenlawine auf uns zu, die das finanzielle Überleben unzähliger privater Kreditnehmer sowie kleiner und mittlerer Unternehmen akut gefährdet", so Will.

Insolvenzrisiko im Handel heuer um 115% höher als 2021. "Reformagenda" unerlässlich.

Laut aktuellen Zahlen des KSV1870 sind die Insolvenzen im Handel 2022 deutlich im Steigen, sie werden gegenüber dem Vorjahr um 115% höher ausfallen. Bereits jetzt verzeichnet die Branche mehr Pleiten als in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zusammen. Vor allem die Verfünffachung der Energiepreise drängt nicht nur kleine und mittelständische Händler, sondern auch immer mehr filialisierte Konzerne in die Kostenfalle.

"Geht es der Bevölkerung schlecht, geht es dem Handel schlecht. Es besteht unmittelbarer Handlungsbedarf, ansonsten werden bis zu 6.000 Shops ihre Geschäftstätigkeit mit Jahresende einstellen müssen. Um diesen wirtschaftlichen Kahlschlag zu verhindern, braucht es endlich eine Reformagenda mit einem ganzen Set an kurzfristigen wie langfristig wirksamen Maßnahmen – allen voran Ausweitung des Energiekostenzuschusses auf alle betroffenen Händler, so wie dies auch der Beihilferahmen der EU-Kommission ermöglichen würde", appelliert Handelssprecher Rainer Will einmal mehr an die Bundesregierung.

Das Merit Order-System – die Regelung, wonach das teuerste Kraftwerk den Strompreis bestimmt – ist in der aktuellen Lage definitiv gescheitert. Was es jetzt braucht? Einen neuen Preisfindungsmechanismus für den europäischen Energiemarkt. Hier ist die Europäische Union dringend gefordert, eine Einigung zu finden.

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