"Tag der Steuerleistung": Handelsverband fordert geringere Steuerlast bei Stundenerhöhungen und Vollzeitarbeit. Leistung muss sich lohnen.

Zauberformel: Anreize setzen! Es braucht Mobilisierung jener Menschen, die arbeiten können, aber nicht wollen, um auch jene abzusichern, die arbeiten wollen, aber nicht können.

Wien, 05.04.2023 - Am 5. April, dem "Tag der Steuerleistung", hat ein Fünftel der Österreicher:innen – jene mit einem Bruttomonatseinkommen von über 3.400 Euro – bereits so viel Einkommensteuer gezahlt, wie der Durchschnitt der Bevölkerung im ganzen Jahr. 20% der Einkommensbezieher schultern hierzulande laut Berechnungen der IV 77% der gesamten Einkommenssteuer. Ein guter Zeitpunkt, um jene zu würdigen, die mit ihrem Einsatz und Fleiß einen wesentlichen Teil zur Finanzierung unseres Sozialstaats beitragen. Und: Ein guter Zeitpunkt, um über Steuerfairness in Österreich zu sprechen.

Der Handelsverband fordert bekanntlich schon seit Jahren eine Arbeitsmarktreform mit einer degressiven Gestaltung des Arbeitslosengeldes. Jetzt drängt die Zeit, denn die Pandemie und die jüngsten Pensionierungswellen haben zu einem gravierenden Personalmangel geführt. Zwei Drittel der heimischen Händler klagen über zu wenige verfügbare Arbeitskräfte. Bundesweit gibt es in der Branche fast 35.000 offene Stellen, die nicht zeitnah besetzt werden können.

Forderung 1: Senkung der Lohnnebenkosten & Reform des Arbeitslosengeldes
Eine gelungene Arbeitsmarktreform müsste etwa die Zuverdienstmöglichkeiten beim Bezug von Arbeitslosengeld finanziell wie zeitlich begrenzen. Sinnvoll wären auch wirksamere Kontrollen und Sanktionen bei einem eventuellen Leistungsmissbrauch. Und natürlich müsste man auch bei der Vollzeitarbeit selbst ansetzen, Stichwort Lohnnebenkosten. Österreich zählt zu den Ländern mit der höchsten Abgabenquote in der EU.

"Kaum wo in Europa zahlen Unternehmen so viel für ihre Beschäftigten, ohne dass es im Börsel der Angestellten landet. Im EU-Vergleich ist die Abgabenbelastung nur in Belgien und Deutschland noch höher als in Österreich. In allen anderen EU-Ländern bleibt einem Durchschnittsverdiener monatlich mehr Netto vom Brutto und dann macht auch das Arbeiten abseits aller Bemühungen der Arbeitgeber mehr Freude. Gerade in Zeiten des Personalmangels zählt jede einzelne Stunde, die mehr geleistet wird. Durch eine Senkung der Lohnnebenkosten wird Arbeit wieder attraktiver – damit steigt auch der Anreiz bzw. die Wahrscheinlichkeit, mehr zu arbeiten", bestätigt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Forderung 2: Finanzielle Anreize & Attraktivierung der Vollzeitarbeit
Und: Abgesehen von Belgien und Spanien ist es in keinem anderen europäischen Land finanziell unattraktiver, seine Arbeitszeit auszuweiten als in Österreich, wie ein Vergleich der Agenda Austria zeigt.

"Wenn eine Teilzeitkraft die Wochenarbeitszeit um 50% ausweitet, steigt der Nettolohn in Österreich nur um 32%. Hier herrscht Handlungsbedarf. Es geht nicht darum, Teilzeit gegen Vollzeit auszuspielen. Es geht darum, dass es sich finanziell auch proportional auszahlen muss, mehr zu arbeiten. Wir müssen jene Menschen mobilisieren, die arbeiten können, aber nicht wollen. Nur so können wir auch jene nachhaltig absichern, die arbeiten wollen, aber nicht können. Dafür braucht es einfach mehr finanzielle Anreize", ist Rainer Will, der Sprecher des österreichischen Handels, überzeugt.

Leistung muss sich (wieder) lohnen, ansonsten geht es volkswirtschaftlich bergab. Die jüngste Competitiveness Index (ECI)-Kurzanalyse von EcoAustria hat bereits gezeigt, dass sich die heimische Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zuletzt rückläufig entwickelt hat. Mittlerweile belegt Österreich nur noch Rang 14 unter insgesamt 30 untersuchten Wirtschaftsräumen.

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