Teuerung: Kein Ende in Sicht. Inflation erreicht im Juni mit +8,7% neuen Höchststand. Handelsverband erwartet Peak erst gegen Jahresende.

Inflation erreicht höchstes Niveau seit September 1975. Preistreiber bleiben Energie & Treibstoffe. Handel hofft auf "Midsummer Sale" als Umsatzbringer.

Wien, 01.07.2022 - Im Juni ist die Inflationsrate laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf +8,7% angestiegen und hat damit das höchste Niveau seit September 1975 erreicht. Wie vom Handelsverband bereits im März prognostiziert, hat die zweite Teuerungswelle mittlerweile fast alle Bereiche erfasst und sich von Monat zu Monat verstärkt.

Auch die Lebensmittelpreise werden nach Einschätzung des HV in den kommenden Wochen weiterhin zumindest leicht zulegen – insbesondere als Folge der gestiegenen Energie- und Treibstoffkosten sowie der anziehenden Verpackungs- und Logistikkosten. Der Ukraine-Krieg verstärkt überdies den Preisauftrieb bei Agrarrohstoffen und Dünger, was wiederum die Lebensmittelproduktion und -distribution verteuert. Zumindest die versorgungstechnische Lage der heimischen Lebensmittelhändler bleibt stabil. Der Lebensmittelhandel verzeichnet aktuell keine Engpässe.

Inflations-Peak erst Ende des Jahres?

"Der Ukraine-Krieg und die Zero-Covid-Strategie Chinas belasten die globalen Lieferketten weiterhin massiv. Dadurch hat sich die Teuerungswelle wie von uns prognostiziert verfestigt und stellt für alle Handelsformate eine existenzielle Herausforderung dar. Den Peak der Inflation erwarten wir erst gegen Jahresende", so die Einschätzung von Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Zumindest bei den Erzeugerpreisen hat sich die Preisdynamik zuletzt laut Statistik Austria erstmals seit Mai 2021 nicht weiter beschleunigt. Die Teuerung lag im Mai bei +20,9%, im April waren es noch +21,6%.

Non-Food-Handel setzt auf "Midsummer Sale"

Eines ist klar: Die Inflation schwächt die Kaufkraft der Bevölkerung. Viele Menschen sind jetzt gezwungen, ihre Einkaufsgewohnheiten zu ändern: Jede:r zweite Österreicher:in muss sich beim Shoppen deutlich finanziell einschränken, drei Viertel der Kund:innen achten verstärkt auf Rabattaktionen und zwei Drittel kaufen verstärkt günstige Lebensmittel.

Der heimische Non-Food-Handel muss angesichts der Kaufzurückhaltung und der negativen Konsumstimmung verstärkt auf Rabattaktionen setzen. Vielerorts wurde bereits der aus Skandinavien "importierte" sog. "Midsummer Sale" eingeläutet, um die Umsätze anzukurbeln.

"Viele unserer Non-Food-Einzelhändler kämpfen mit den anhaltend hohen Rohstoffpreisen, welche die Bruttomargen weiter unter Druck bringen. Das ist nach 2,5 Jahren Pandemie mit mehreren Lockdowns und den altbekannten strukturellen Problemen für viele Betriebe ein sehr schwieriges Unterfangen. Trotz hoher Beschaffungskosten müssen viele Händler jetzt großzügige Preisrabatte gewähren, um ihre Liquidität zu sichern", sagt Branchensprecher Rainer Will.

Teuerungs-Entlastungspaket soll Kaufkraft ankurbeln

Als wichtigste Maßnahme der Bundesregierung zur Abfederung der Inflation gilt das Teuerungs-Entlastungspaket. Dieses wurde gestern Abend im BGBl (Bundesgesetzblatt) veröffentlicht. Neben diversen Einmalzahlungen sieht das Paket u.a. die Möglichkeit vor, Mitarbeiter:innen  in den Jahren 2022 und 2023 eine steuer- und abgabenfreie Teuerungsprämie von jeweils bis zu 3.000 Euro auszuzahlen. Zudem ist eine Senkung des UV-Beitrages um 0,1 Prozentpunkte sowie die Verschiebung der CO2-Bepreisung auf Oktober vorgesehen. Entscheidend ist, dass die Maßnahmen jetzt rasch bei der Bevölkerung ankommen.

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