Systematische Wettbewerbsverzerrung im eCommerce

Handelsverband: Verpflichtende Angabe der Verkaufspreise inkl. österreichischer Umsatzsteuer auch für amazon.at zumutbar

Wien (OTS) - Viele Konsumenten wundern sich bei einem Einkauf beispielsweise beim Online-Versandhändler Amazon über eine plötzliche, meist im Cent-Bereich gelegene Erhöhung des Preises kurz vor dem Drücken des „Jetzt kaufen“-Buttons.

Die Erklärung ist folgende: Im Falle von Amazon wurde mit www.amazon.at eine eigene Domain für den österreichischen Markt  eingerichtet. Was der Kunde zumeist jedoch nicht bemerkt, ist die sofortige Umleitung auf die deutsche Domain, auf der die Preise inkl. der (niedrigeren) deutschen Umsatzsteuer ausgewiesen werden.

Wettbewerbsvorteil durch vermeintlich niedrigere Preise

Heimische Konsumenten nutzen gerne Preisvergleichsportale, um möglichst günstig einzukaufen. Oftmals geben schon wenige Cent Preisunterschied den entscheidenden Ausschlag für die Wahl des Onlineshops. Durch diese Praktik der niedrigeren Preisauszeichnung mit der deutschen statt österreichischen Umsatzsteuer wird der Wettbewerb systematisch verzerrt.

Das Preisauszeichnungsgesetz regelt, dass Preise einschließlich der Umsatzsteuer sowie aller sonstigen Abgaben und Zuschläge auszuzeichnen sind (=Bruttopreise). Auf der jeweiligen Produktseite im Falle von Amazon wird zwar seit kurzem zumindest klargestellt, dass es sich um die deutsche USt handelt. Die heimischen Händler empfinden dieses Vorgehen jedoch weiterhin als ungerecht, da eine Berechnung der Gesamtsumme mit der österreichischen USt jedenfalls zumutbar erscheint.

Ein weiteres Muster, welches den Effekt verstärkt, ist jenes, bei dem bspw. auf der Amazon-Website während des gesamte Einkaufsvorganges plakativ das Logo mit der österreichischen .at-Domain eingeblendet wird, wodurch dem Kunden weiterhin suggeriert wird, er kaufe auf einer österreichischen Website ein.

Preisvergleichsportal setzt Maßnahmen – Vorbildfunktion für andere

Geizhals.at kooperiert mit dem Handelsverband und setzt bereits Maßnahmen dagegen. Das Preisvergleichsportal zeigt stets jenen Preis an, der den Kunden aus Österreich dann bei einer Bestellung tatsächlich verrechnet wird. Mit einem Hinweis „ACHTUNG: die Preise auf der Website enthalten die deutsche Mehrwertsteuer (19%)“ wird sogar explizit auf den Umstand aufmerksam gemacht, dass bei der Weiterleitung auf die Amazon.at Website ein zu niedrigerer Bruttopreis angezeigt wird.

"Der Handelsverband begrüßt diese Transparenz im Sinne des Verbraucherschutzes und empfiehlt allen Preisvergleichsportalen, ähnliche Maßnahmen umzusetzen", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Wir brauchen eine Lösung für die teils irreführende Preisauszeichnung durch internationale eCommerce-Plattformen. Davon profitieren nicht nur die Konsumenten, sondern auch die heimischen Handelsunternehmen mit 588.000 Beschäftigten in Österreich", empfiehlt Will. Der Kaufkraftabfluss im heimischen eCommerce beträgt mittlerweile rund 3,6 Mrd. Euro, das entspricht mehr als 50% aller Onlineumsätze.

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Mag. Gerald Kühberger, MA
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