Österreichischer Verpackungstag: Handel und Industrie leisten Beitrag für starke Kreislaufwirtschaft

Handelsverband gratuliert Gewinnern des Verpackungs-Staatspreises. Österreich bei Recycling EU-weit führend. Mehrweg-Quote steigt weiter.

Wien, 22.11.2018 – Im Rahmen des 3. Österreichischen Verpackungstages, der heuer unter dem Motto "Circular Economy und Digitalisierung – Konsum im Umbruch?" stand, ist am Dienstag in Wien der Staatspreis "Smart Packaging" verliehen worden. Mit dem Award wurden moderne Lösungen im heimischen Verpackungsbereich vor den Vorhang geholt. Der Handelsverband gratuliert den Preisträgern, darunter auch die Handelsunternehmen Rewe und Coop, herzlich.

EU-Kreislaufwirtschaftspaket: Österreich als europäischer Recycling-Vorreiter

In Zusammenhang mit der Verpackung von Getränken wird auch das Thema Einweg- oder Mehrwegverpackungen immer wieder Evaluierungen unterzogen. Die Fachmeinungen über die Ökobilanzen und das CO2-Einsparungspotenzial durch Mehrwegverpackungen sind geteilt, da diese von verschiedensten Faktoren abhängig sind. Das Engagement des Handels fokussiert daher insbesondere auf das Recycling von PET-Flaschen. Die österreichischen Händler prüfen gemeinsam mit der Industrie fortlaufend, wie sie Produktverpackungen verbessern, das Gewicht und den Materialverbrauch reduzieren und damit Rohstoffe und CO2 einsparen können.

"Fakt ist, Frau und Herr Österreicher sind beim Mülltrennen und Recycling vorbildlich, drei von vier PET-Flaschen werden in der getrennten Sammlung erfasst. Wir sind auch ein Vorzeigeland, was das Verpackungssammlungssystem insgesamt angeht. Daher erfüllt Österreich sämtliche EU-Vorgaben bis 2025 bereits heute. Lediglich beim Recycling von Kunststoff haben wir noch etwas Luft nach oben. Um auch dieses Ziel zu erreichen, ist der einzige Weg, auf innovative Verpackungen, Verpackungsreduktion und – wo möglich – 100 Prozent Recyclingfähigkeit bei Kunststoffverpackungen zu setzen", bestätigt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Um auch Mehrweg-Verpackungen zu fördern ist es allerdings unerlässlich, auch den Endverbraucher mit seinen veränderten Konsumgewohnheiten – Stichwort Convenience, Stichwort Paketlawine in Zeiten des E-Commerce-Booms – stärker in die Pflicht zu nehmen. "Eine Einwegflaschenpfand-Lösung wäre hingegen kontraproduktiv, da sie etwa in Deutschland zu einer 33-prozentigen Reduktion der Mehrwegquote geführt hat", so Will.

"Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen" – eine Erfolgsgeschichte mit 456 Maßnahmen

Die heimische Händlerschaft engagiert sich darüber hinaus seit 2004 gemeinsam mit der Getränkewirtschaft in der Arbeitsgemeinschaft "Nachhaltigkeit für Getränkeverpackungen", um den Anteil von Mehrweggebinden in Österreich zumindest stabil zu halten und Mehrweg für die Konsumenten zu attraktivieren. "Die Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen ist eine echte Erfolgsgeschichte. Alle bisherigen Zielvorgaben wurden erfüllt. Über 1.000 Handels- bzw. Einzelhandelsbetriebe sind bereits beigetreten", erklärt Will.

Grundsätzlich begegnet der Handel dem Thema Verpackungen mit einer drei-Säulen Strategie:

1. VERMEIDEN:
Verpackungen sollen vermieden und der Materialeinsatz reduziert werden, z.B. durch einen Verzicht auf Verpackungsfolien bei Bananen.

2. WIEDERVERWENDEN:
Mehrwegalternativen werden gefördert, auf Einwegplastik wird hingegen weitgehend verzichtet bzw. dieses aus dem Sortiment entfernt (Plastik-Strohalme, Wattestäbchen, etc). Allein im Rahmen der freiwilligen Initiative "Pfiat di Sackerl" von BMNT und Handelsverband konnten im österreichischen Handel seit 2014 mehr als 112 Millionen Kunststoff-Tragetaschen eingespart werden.

3. RECYCELN:
Die Recyclingfähigkeit soll erhöht und die Kreislaufwirtschaft gestärkt werden, z.B. fördert der Handel aktiv Studien und Forschungsprojekte auf diesem Gebiet.

Dank all dieser gemeinsamen Anstrengungen konnte u.a. die heimische Mehrweg-Quote langfristig stabilisiert und zuletzt auf 22,3 Prozent erhöht werden. "Die österreichischen Vollsortimenter bieten ihren Kunden mittlerweile eine breite Mehrweg-Auswahl an, etwa bei Mineralwasser, Bier und Wein. Aber auch die Diskonter testen bereits Bier-Mehrwegflaschen in ausgewählten Filialen und setzen für den Transport von Brot, Gebäck, Obst und Gemüse vom Lager in die Filialen wo immer möglich wiederverwendbare Mehrweg-Transportkisten ein", sagt Rainer Will.

Milch in der Glasflasche – aus hygienischen Gründen nur Einweg möglich

Einige Lebensmittelhändler haben – auf vielfachen Kundenwunsch – seit etwa einem halben Jahr auch Milch in der Einweg-Glasflasche neu im Sortiment. Derzeit ist hier nur ein Einwegsystem möglich, da es in Österreich keinen Betrieb gibt, bei dem die Abfüllung in Glasgebinde in der erforderlichen Größenordnung im Mehrwegsystem möglich wäre.

Zwar wird Mehrweg-Glas in vielen Verpackungsstudien umweltfreundlicher eingestuft als Einweg-Glas, es ist aber zu berücksichtigen, dass diese Studien meist nur Mineralwasser und Bier berücksichtigen und von absoluten Idealvorstellungen bei der Wiederbefüllbarkeit (40mal) ausgehen. In der Realität liegt die Rücklauf-Quote bei Mehrwegflaschen jedoch deutlich unter 30 Prozent, und die Flaschen können aufgrund von Verunreinigung, Bruch oder Abnutzung nur drei bis maximal fünfmal wieder befüllt werden. Darüber hinaus fallen bei Milch aufgrund der mikrobiologischen Zusammensetzung sehr hohe Transport- und Reinigungskosten an, welche die Vorteile der Wiederbefüllbarkeit annähernd aufheben.

Im heimischen Handel wird daher für Milch in der Glasflasche zurzeit österreichisches Einwegglas verwendet, das mit 100 Prozent Grünstrom produziert wird. Dabei werden die Transportkosten gering gehalten und Arbeitsplätze in Österreich gesichert. Hinzu kommt: Einweg-Glas erreicht in Österreich eine Recyclingquote von beinahe 90 Prozent. Das Glasrecycling stellt einen natürlich vollendeten Materialkreislauf dar, denn in jeder gebrauchten Glasverpackung steckt eine neue.

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