Weihnachtsgeschäft 2018: Handelsverband und WIFO prognostizieren 1,25 Mrd netto Mehrumsatz im Dezember. Minus 0,4 Prozent zum Vorjahr.
Handelsverband Jahresprognose 2018: Heimischer Einzelhandel erwirtschaftet on- und offline 75,6 Mrd Euro brutto. Wachstum jedoch unter Inflationsrate.
Wien, 29.11.2018 - Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und der Handelsverband haben heute im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz ihre Prognose zum Weihnachtsgeschäft präsentiert. Demnach kann der österreichische Einzelhandel im Dezember 2018 mit einem weihnachtsbedingten Mehrumsatz von 1,25 Mrd. Euro netto rechnen. Im Vorjahr lag der Mehrumsatz mit 1,26 Mrd. Euro noch um rund 0,4 Prozent höher.
Insgesamt wird das Umsatzvolumen heuer im Dezember laut WIFO auf nominell 6,27 Mrd. Euro geschätzt. Im Durchschnitt kann somit jeder fünfte umgesetzte Euro als weihnachtsbedingter Mehrumsatz in den Kassen markiert werden. Die beliebtesten Weihnachtsgeschenke 2018 sind Spielzeug, Kosmetik/Parfum, Bücher und Bekleidung. Der Trend zu Gutscheinen setzt sich ebenso fort wie die Beliebtheit von Reisen und Wellness - letztere sind Ausgaben, die nicht zum klassischen Einzelhandel zählen.
Handelsverband-Prognose: hoffnungsvoll, aber skeptisch
"Unsere Prognose für das heurige Weihnachtsgeschäft fällt mit 1,25 Mrd Euro netto hoffnungsvoll, aber skeptisch aus. Hoffnungsvoll stimmen uns die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wir haben eine hohe Beschäftigungsquote und eine stabile Konsumnachfrage. Skeptisch machen uns allerdings die starken Umsatzeinbrüche im Einzelhandel in den vergangenen Monaten - minus 3,8 Prozent im September", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Generell nimmt die Höhe der Dezember-Umsatzspitzen in vielen Branchen über die letzten Jahre hinweg kontinuierlich ab. "Sonder-Aktionstage im November, wie etwa Black Friday, Cyber Monday/Week, aber auch der anhaltende Trend zu Gutscheingeschenken, die erst bei Einlösung in den Folgemonaten als Umsatz gezählt werden, verschieben die klassischen Weihnachtsumsätze auf andere Monate", erklärt WIFO-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly.
Auch trägt das veränderte Konsumverhalten, insbesondere der verstärkte Einkauf bei ausländischen Onlineshops und Marktplätzen dazu bei, dass die Umsatzspitzen im Dezember bei heimischen Händlern niedriger ausfallen. Denn die Aktionstage wie Black Friday und Cyber Monday sind in den Berechnungen des WIFO zum Weihnachtsgeschäft ebenso wenig berücksichtigt wie die Umsätze von Tankstellen und Kfz-Handel sowie jene Onlineumsätze, die unmittelbar ins Ausland abfließen.
Jahresprognose 2018: heimischer Einzelhandel stagniert
Im Zuge der Pressekonferenz gab der Handelsverband auch eine erste Prognose für das Gesamtjahr 2018 ab. "Wir rechnen heuer mit einem stationären Bruttoumsatz von insgesamt 71,8 Mrd. Euro und einem Online-Umsatz in Österreich von knapp 3,8 Mrd. Euro. Ein nominelles Wachstum von 1,8 Prozent. Aber: Wenn wir von einer Inflation von 2 Prozent ausgehen, werden wir heuer im Einzelhandel real leicht rückläufig sein", so Rainer Will.
Insbesondere die dramatische Marktkonzentration im E-Commerce und der wachsende Abfluss der Online-Umsätze ins Ausland bereiten Sorgen. "52 Prozent aller Umsätze im E-Commerce landen nicht im heimischen Online-Handel. Der österreichische Konsument finanziert dadurch rund 20.000 Arbeitsplätze pro Jahr im Ausland", bestätigt Will.
Methodenhinweis / Datengrundlage
Das WIFO definiert das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel als jene Mehrumsätze im Dezember, die ein gewisses "Normalmaß" übersteigen. Als Richtwert wird hier einerseits die durchschnittliche Umsatzentwicklung von Jänner bis November herangezogen, andererseits auch die Trend-/Konjunkturentwicklung im heimischen Einzelhandel der vergangenen Monate berücksichtigt. Kalenderbedingte Effekte (wie beispielsweise die Zahl der Verkaufstage oder deren Verteilung) fließen ebenso gewichtet in die Abschätzung ein. Als Datengrundlage stehen die Umsatzindizes aus der Konjunkturstatistik Handel von Statistik Austria zur Verfügung. Diese beinhalten Netto-Umsätze im Inland umsatzsteuerpflichtiger Unternehmen.