Handel in Zahlen. Jahresbilanz 2019 & Corona-Prognose 2020

Private Einzelhandelsausgaben erreichten im Vorjahr laut Studie neuen Rekordwert von 67,5 Milliarden Euro. Paketvolumen (B2C) legt mit +14% exponentiell zu.

Wien, 10. Juni 2020 – Der Handel ist in Österreich einer der größten Wirtschaftssektoren und mit 600.000 Beschäftigten zweitgrößter Arbeitgeber. Welche Produktgruppen die Privatausgaben im stationären Einzelhandel sowie im Distanzhandel 2019 angetrieben haben und wie stark die Paketvolumina heimischer KEP-Dienstleister angesichts des Online-Shopping-Booms gestiegen sind, untersucht die brandneue Jahresbilanz "Handel in Zahlen" von Branchenradar.com Marktanalyse und Handelsverband. Darüber hinaus liefert die Studie die erste Corona-Jahresprognose für das Gesamtjahr 2020.

2019 haben sich die Ausgaben der privaten Haushalte in Österreich um +2,0% auf 206,5 Milliarden Euro erhöht. Die anziehende Inflation hat den realen Anstieg allerdings auf +0,5% gedrückt. "Die einzelhandelsrelevanten Ausgaben sind im Vorjahr um 2,6% gewachsen und haben einen neuen Rekordwert von 67,5 Milliarden Euro erreicht. Das Podium der Top3-Wachstumssieger 2019 bilden Sportartikel mit +5,3%, Elektrogeräte mit +3,3% und Lebensmittel mit +3,0%", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

2019: Moderates Wachstum in fast allen Ausgabensegmenten

"Das größte Ausgabensegment im Handel war 2019 der Lebensmittelsektor mit 24,1 Milliarden Euro. Auch der Modehandel konnte aufgrund des anhaltenden eCommerce-Booms um +2,5% auf 12,4 Milliarden Euro zulegen. Der Büchermarkt hat hingegen ein Minus von -0,1% auf nunmehr 2,6 Milliarden Euro zu verdauen", erläutert Studienautor Andreas Kreutzer von der branchenradar.com Marktanalyse.

Die vom neuen Lifestyle getriebenen Ausgaben für Bekleidung und Schuhe hätten im Vorjahr noch weit deutlicher zugelegt, wenn nicht durch die steigende Bedeutung des Onlinehandels und des daraus resultierenden Preisdrucks die Produkte im Schnitt kontinuierlich günstiger würden.

E-Commerce wächst und wächst und wächst

Der Distanzhandel befindet sich in Österreich laut Studie weiterhin auf Wachstumskurs. "eCommerce hat im letzten Jahr erneut an Bedeutung gewonnen, die Wachstumsdynamik ist im Vergleich zu 2018 sogar noch gestiegen. Der Vertriebskanal generierte im Vorjahr um satte 13% höhere Privatausgaben. Damit ist der Onlinehandel 2019 erneut 8mal so schnell gewachsen wie der stationäre Handel. Corona befeuert den eCommerce weiter", erklärt Rainer Will.

Der Anteil des Distanzhandels an den einzelhandelsrelevanten Ausgaben liegt bei mittlerweile 9,6% (Vorjahr: 8,7%) – Tendenz steigend. Hinzu kommt: Neben den bislang im Online-Handel dominierenden Warengruppen Bekleidung & Schuhe, Bücher, Ton- und Bildträger sowie Elektro- und Elektronikartikel wird der eCommerce für immer mehr Waren zu einem relevanten Vertriebskanal.

"So erhebt der aktuelle Branchenradar für 2019 substanzielle Zuwächse etwa bei Wohnungseinrichtung und Hausrat (+21%), Drogeriewaren (+49%), Sportartikel (+26%) sowie Haus & Garten (+37%). Im Lebensmittelhandel ist Online-Shopping zwar trotz massiver Investitionen noch eine Nischenangelegenheit, die Wachstumsdynamik ist allerdings mit +17% ebenfalls beträchtlich", sagt Andreas Kreutzer.

Paketlawine im B2C-Bereich

Noch stärker als der Distanzhandel hat im letzten Jahr der sog. KEP Markt (Kurier-, Express- und Paketdienste) zugelegt. "2019 lag die Zahl der zugestellten Pakete im B2C Bereich bei 151 Millionen. Damit ist das Paketvolumen innerhalb eines Jahres um +14% gestiegen", bestätigt Will. "Hauptgründe für die Paketlawine sind neben dem generellen eCommerce-Boom vor allem überproportional steigende Teillieferungen und Retouren", ergänzt Kreutzer.

Darüber hinaus wird Österreich nach wie vor mit China-Paketen geflutet, indem die bestehende 22-Euro-Freigrenze durch asiatische Online-Händler vorsätzlich ausgenutzt wird. Daher spricht sich der Handel auch vehement gegen den Plan der EU-Kommission aus, die bereits für 1. Jänner 2021 fixierte Abschaffung der 22-Euro-Freigrenze bei Paketlieferungen aus Drittstaaten um ein halbes Jahr zu verschieben. Das Aus für die 22-Euro-Freigrenze ist überfällig, würde es doch in Österreich ein 150 Millionen Euro großes Steuerschlupfloch für asiatische Onlinehändler endlich schließen (7 Milliarden Euro EU-weit).

Corona: Haushaltsausgaben von 26 Milliarden Euro verloren

Welche Auswirkungen hat nun COVID-19 auf die Haushaltsausgaben und damit auf den Konsum der Österreicherinnen und Österreicher? "Wir gehen davon aus, dass die heimische Wirtschaft 2020 und 2021 durch die Corona-Krise einen Ausgabenrückgang im Ausmaß von rund 26 Milliarden Euro verkraften muss. Allein heuer rechnen wir mit einem coronabedingten Rückgang der Ausgaben privater österreichischer Haushalte um insgesamt 15 Milliarden Euro", so Rainer Will.

Dabei kommt der Handel noch vergleichsweise glimpflich davon, denn die Ausgaben-rückgänge betreffen primär Investitionsgüter und Dienstleistungen. Die Segmente Videospiele (+7,7%), Nahrungsmittel (+7,1%), Medikamente (+6,2%) und Drogeriewaren (+1,3%) werden die Krise voraussichtlich mit einem Umsatzplus meistern. Am stärksten hat Covid-19 die Bereiche Möbel (-5,3%), Bekleidung/Schuhe (-3,8%) und Hausrat (-1%) getroffen.

"Generell wird Corona heuer den Onlinehandel in allen Warengruppen anschieben. Der eCommerce federt vielerorts Umsatzverluste im stationären Sektor ab. Darüber hinaus erleben wir einen Lockdown-Effekt – heimische Onlinehändler gewinnen Marktanteile von der internationalen Konkurrenz zurück", ist Andreas Kreutzer überzeugt.

Aus der Krise herauskonsumieren und herausinvestieren

Wie ist die aktuelle Lage im österreichischen Handel? Mittlerweile ist ein Viertel der Handelsbetriebe akut von Zahlungsunfähigkeit bedroht, rund 20% mussten bereits die Zahl der Beschäftigten reduzieren. Der Juni (13. Gehalt) ist für viele Händler kriegsentscheidend – zum einen, was den Zeitpunkt der Auszahlung des staatlichen Fixkostenzuschusses betrifft, zum anderen, da es dringend die vollständige Überweisung der genehmigten Kurzarbeitsgelder braucht. Die österreichischen Firmen verlassen sich darauf, dass die Gelder jetzt zeitgerecht fließen.

Die Zeit drängt, denn bereits Ende September folgt die zweite Hürde, wenn die Steuer- und Abgabenstundungen auslaufen. Im November wartet dann mit dem Weihnachtsgeld (14. Gehalt) noch ein dritter Kamelbuckel, der unzähligen Unternehmen zum Verhängnis werden könnte. Daher gilt es jetzt gegenzusteuern. Was es dafür braucht, sind vier konkrete Maßnahmen:

  • Lohn- & Einkommenssteuer senken (Steuerreform vorziehen)
  • 500 Euro Österreich-Schecks anbieten (für Geringverdiener)
  • Lohnnebenkosten reduzieren (Ausstieg aus Kurzarbeit erleichtern)
  • Mehrwertsteuer dauerhaft senken (temporärer Umstellungsaufwand zu hoch)

Über die Studie "Handel in Zahlen"

Branchenradar.com Marktanalyse und Handelsverband gehen mit der gemeinsamen Österreich-Studie "Handel in Zahlen" einen neuen Weg Richtung mehr Information und Transparenz. Die Studie bietet das präziseste Bild der Handelslandschaft und der Konsumentenausgaben in Österreich für die Jahre 2016 bis 2019 sowie eine fundierte Corona-Prognose für 2020 und geht tief in die einzelnen Produktgruppen hinein. Zudem haben wir den Fokus erweitert auf einzelhandelsnahe Sektoren, da diese zumindest bis zur Corona-Krise mehr und mehr in angestammte Bereiche des Handels eingedrungen bzw. mit dem Handel verschmolzen sind. Insgesamt haben wir 66 Produktgruppen und 14 einzelhandelsrelevante Kategorien definiert.

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